Кавказ и Чечня – обозрение европейских ученых. Kaukasus und Tschetschenien. Ein Überblick der europäischen Wissenschaftler

Джабраил Муслимович Мурдалов

Полный перевод книги «Чеченцы» Бруно Плечке, переведены отдельные главы из книг: «Народы Кавказа» фон Эркерт, «Кавказская цивилизация» Артур Байхан. Попробуем вместе выяснить, что же писали о нашей родине иностранные ученые, этнографы и путешественники. До сих пор историки-кавказоведы в своих трудах использовали лишь небольшие цитаты из иностранных публикаций. Эту книгу вы можете читать на русском, deutsch и francais языках. Книгу можно использовать как пособие для аспирантов и студентов.

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Vorwort

Von Oktober 1927 bis Februar 1928 durchwanderte ich das am Nordostabhang des Kaukasus gelegene Gebiet der Tschetschenen und Teile des nordwestlichen Daghestans kreuz und quer zu allgemein landes — und volkskundlichen Studien. Nicht ohne Absicht hatte ich mir gerade dieses Gebiet ausgewählt. Es kann nämlich ohne Umschweife gesagt werden, daß das Tschetschenengebiet vom gesamten Kaukasus bisher das unbekannteste geblieben ist. Die Gründe hierfür sind verschiedener Art. Zunächst einmal finden wir im kaukasischen Osten nicht die machtvolle eisgepanzerte Hochgebirgswelt wie in der Westhälfte des Gebirges, wenn auch die Berge des Daghestan z. B. des Eigenartigen genug bieten und auch der verwöhnteste Reisende dort auf seine Kosten kommen wird. Jedenfalls haben sich die europäischen und auch die russischen Touristen und Wissenschaftler in der Hauptsache meist nur durch die zentrale Gebirgskette zwischen Kasbek und Elbrus anziehen lassen, von einigen Ausnahmen abgesehen. Und diejenigen, die nach dem Osten gingen, wandten auch hier ihre Hauptaufmerksamkeit in der Regel nur dem Hochgebirge zu; das Mittelgebirge wurde viel weniger durchforscht. dieses nimmt aber gerade im Tschetschenengebiet den weitaus größten Raum ein, sofern man darunter alle Berge versteht, die die Schneegrenze nicht mehr erreichen. Das einzige Hochgebirge, die Pirikitelische Kette, bildet schon die südliche Grenze des Gebietes, gehört also nur mit seinem Nordhang noch zum Tschetschenengebiet.

Ein weiterer Grund, der vielleicht manchen abgehalten hat, einmal die tschetschenischen Berge aufzusuchen, war wohl der höchst üble Ruf, in dem die Tschetschenen im allgemeinen standen. Sie galten und gelten von allen Kaukasusvölkern wenn auch nicht als das wildeste, — in diesem Punkt dürften sie von den Chewsuren und den Swanen noch übertroffen werden — so doch als das unzuverlässigste und unruhigste. Raubüberfälle, bei denen es auf ein Menschenleben nicht ankommt, kommen auch jetzt noch vor, ja man kann sagen, daß nach einiger Zeit der Ruhe das Bandenunwesen gerade jetzt wieder aufzuleben beginnt; selbst die streng durchgreifenden Sowjetbehörden sind dagegen machtlos. Ich selbst kann mich freilich über Unfreundlichkeiten von seiten der Bevölkerung nicht beklagen, sondern bin, von einem Sonderfall abgesehen, überall mit Freundlichkeit, ja Herzlichkeit aufgenommen worden. Das hatte freilich seinen besonderen Grund auch darin, daß ich von einem früheren Aufenthalt in den Revolutionsjahren 1918—20 viele Bekannte in den Bergen hatte, deren Unterstützung ich mich jetzt wieder erfreuen konnte.

Wenn ich auch bei diesem ersten Aufenthalt keine wissenschaftlichen Ziele verfolgte — ich war militärisch auf Seiten der Bergvölker tätig — , so erwarb ich mir doch eine gute Kenntnis von Land und Leuten, so daß ich diesmal keine Zeit zu verlieren brauchte mit allgemeiner Orientierung.

Die vorliegende Arbeit bringt nur die volkskundlichen Beobachtungen und auch von diesen nur einen Teil. Wenn die Reise auch hauptsächlich zu allgemein landeskundlichen Studien unternommen wurde, so hatte ich doch genügend Gelegenheit, volkskundliche Beobachtungen zu machen, und das wiederum dank der engen Fühlung mit den Eingeborenen, insbesondere deswegen, weil ich Abend für Abend bei ihnen zum Übernachten einkehrte. Und das ist letzten Endes Bedingung für erfolgreiches Arbeiten.

Meine volkskundlichen Beobachtungen wurde nicht systematisch gemacht und weisen daher manche Dinge erst zu achten anfing, als es schon zu spät war und mein Aufenthalt zu Ende ging. In der Hauptsache beschränkte ich mich auf Sammlung von Materialen, die die materielle Kultur betreffen. Für genaueres Studium der geistigen Kultur, insbesondere auch der sehr interessanten gesellschaftlichen Zustände, reichte die Zeit nicht aus. Auch sind derartige Untersuchungen ohne Kenntnis der Stammessprache mit großen Schwierigkeiten verbunden. Meine russischen Sprachkenntnisse nützten mir in den entlegenen Gebirgsdörfern nicht viel, da dort Russisch nur von sehr wenigen verstanden wird, in manchen Dörfern überhaupt von niemandem. Dasselbe gilt vom Tatarischen bzw. Kumükischen, das im Daghestan vielfach als Umgangssprache dient; es ist nur den den Kumüken unmittelbar benachbarten Tschetschenen bekannt.

Bei der Unbekanntheit des Gebietes habe ich es für zweckmäßig erachtet, einen ausführlicher gehaltenen geographischen Überblick über das bereiste Gebiet voranzuschicken.1 Insbesondere ist es mir dabei um eine kurze Charakterisierung der einzelnen tschetschenischen Landschaften bzw. Gaue zu tun, zumal ich bei den volkskundlichen Ausführungen auch auf die geographische Verbreitung einzelner Erscheinungen innerhalb des Tschetschenengebietes näher eingehe. Da ferner die tschetschenische Kultur keine Sonderkultur darstellt, sondern Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit der Kultur der übrigen Kaukasusvölker überall ersichtlich werden, so erschien es mir auch nicht unangebracht, die geographische Stellung des Tschetschenengebietes im Kaukasus kurz zu kennzeichnen.

Hierzu noch einige allgemeine Bemerkungen über den Stand der völkerkundlichen Forschung in den Kaukasusländern. Wie überall in der Welt, so verschwinden auch hier die alten Volkskulturen in ihren geistigen und materiellen Bestande immer mehr und mehr und werden durch die moderne Lebensführung westeuropäischer Herkunft verdrängt, die gerade durch den Krieg und besonders den Bolschewismus aufs intensivste verbreitet und bis in die entlegensten Gebirgstäler getragen worden ist. Aber ebenso eifrig ist man dabei, das noch vorhandene aufzuzeichnen und in Museen zu sammeln, bevor es endgültig verschwindet. An dieser gegenwärtig in vollem Gange befindlichen Arbeit ist jedoch der Anteil westeuropäischer Forscher, die in früheren Jahrzehnten doch in vorderster Front standen, recht gering. Allerdings dürfte das Interesse für den Kaukasus bei uns keineswegs nachgelassen haben, eher wohl im Gegenteil. Ganz unverhältnismäßig viel stärker ist aber auf russischer Seite das Interesse für landes — und volkskundliche Forschung und für Kaukasuskunde im besonderen gestiegen. Unterstützt wird diese Bewegung durch eine straffe Organisation, die die zahlreichen jährlich in den verschiedenen Teilen des Reisenreiches arbeitenden Expeditionen nach einheitlichem Plane leitet. Das hat freilich seinen besonderen Grund auch darin, daß als Quelle für die hierzu notwendigen Mittel ausschließlich die Staatskasse in Frage kommt, wie es ja in einem kommunistischen Staate nicht anders möglich ist. Vor allem aber muß berücksichtigt werden — ein Umstand, der viel zu wenig bekannt ist — , daß die landes — und volkskundliche Forschung nicht bloß von den Russen betrieben wird, sondern daß die zahlreichen Fremdvölker des Reiches, auf die sich die Untersuchungen doch hauptsächlich erstrecken, selbst schon tatkräftig dabei mitarbeiten, das eine mehr, das andere weniger. Größere Völker, wie das alte Kulturvolk der Georgier, haben das ja auch früher schon getan, aber bei den anderen kleinen Kaukasusvölkern, besonders den Nordkaukasiern, ist der Sinn für Heimatforschung in der letzten Zeit erwacht bzw. künstlich geweckt worden im allgemeinen Zusammenhange mit der Nationalitätenpolitik der Sowjetunion. Wesentlichen Anteil daran hat die Entwicklung des Volksbildungswesens. Während meines Aufenthaltes genossen im Tschetschenengebiet ungefähr 40% aller Kinder regelmäßigen Schulunterricht, in den Dörfern der Ebene mehr, im Hochgebirge weniger. Es waren nur einige wenige, schwer zugängliche Hochgebirgstäler, in denen noch keine Schule existierte. Die Fremdvölker haben eben durch den Bolschewismus außerordentliche Vorteile erhalten; auch als Gegner des Bolschewismus muß man dies zugeben2); ihre kulturelle Entwicklung ist auf Kosten der russischen Volksteile. Voll auswirken, besonders eben auch für die Heimatforschung, wird sich diese Wandlung der Dinge erst in einigen Jahren, wenn die jüngere Generation der Fremdvölker herangewachsen sein wird. Aber auch heute hat jedes der kleinen Autonomen Gebiete des Nordkaukasus — und in den anderen Teilen des Reiches ist es ebenso ß sein eigenes kleines heimatkundliches Museum. Zentren der Forschung sind die Museen und Institute von Wladikawkas und Petrowsk (Machatschkala), in denen ständige wissenschaftliche Kräfte arbeiten, wovon periodische Veröffentlichungen zeugen. Hier wurde mir auch bereitwilligst Gastfreundschaft gewährt, wofür ich auch an dieser Stelle danken möchte.

So muß derjenige, der heute Kaukasusforschung betreibt, ganz gleich, ob in natur — oder geisteswissenschaftlicher Richtung, sich eingehend mit den Arbeiten vertraut machen, die in den letzten Jahren von russischen Forschern und eingeborenen Kaukasiern an Ort und Stelle geleistet worden sind und noch werden, wenn seine Beobachtungen und die daraus gefolgerten Schlüsse dem jeweiligen Stande der Forschung entsprechen sollen. Freilich ist diese Forderung infolge des trotz mancher Bemühungen noch mangelhaften Literaturaustausches nicht leicht zu erfüllen.

Für die Reise standen mir nur sehr geringe Mittel zur Verfügung. Ein größerer Betrag, der mir, als ich mich schon im Kaukasus befand, in großzügiger Weise vom Hamburger Museum für Völkerkunde zum Erwerb völkerkundlicher Gegenstände noch zur Verfügung gestellt wurde, kam infolge mannigfacher Schwierigkeiten leider nur zum kleinen Teile in meine Hände. Einige der mitgebrachten Gegenstände sind hier veröffentlicht; die Anfertigung der betreffenden Zeichnungen geschah in dankenswerter Weise durch das Museum. Vom allem danke ich dem Leiter der kaukasischen Abteilung des Museums, Herrn Dr. A. Byhan, für sein oft bewiesenes freundliches Entgegenkommen. Manch wertvolle Anregung erhielt ich von meinem Freunde Dr. Friedlich Baumhauer, Osterode, Ostpr., auf Grund seiner auf eigenen Forschungen beruhenden eingehenden Kenntnis der georgischen Volkskunde.

Herrn Prof. Dr. Arved Schultz, dem Direktor des Geographischen Instituts der Universität Königsberg, des deutschen Institutes, das die besten Möglichkeiten für Studien zur allgemeinen Landeskunde des russischen Ostens bietet, gilt mein besonderer Dank für das rege Interesse und die Förderung, die er meinen kaukasischen Arbeiten zuteil werden ließ sowie dafür, daß die Veröffentlichung der vorliegenden Schrift in dieser Ausstattung ermöglicht wurde. (Naheres daruber enthalt mein Aufsatz in der Zeitschrift «Osteuropa» 1928, Heft 10 «Vom kulturellen Leben in den kleinen Autonomen Gebieten des Nordkaukasus»).

A. Geographische Grundlagen. I. Grenzlinien, Ausdehnung und Bevölkerungszahl des Tschetschenengebietes

Im folgenden sei zunächst kurz der Verlauf der Grenzen des Autonomen Gebietes der Tschetschenen angegeben.

Die Süd — und Südostgrenze verläuft längs der Wasserscheide zwischen dem Flußgebiet des Terek und des Ssulak, bzw. der Ssunscha und des Andischen Koissu. Sie zieht also vom Tebulos-mta die Pirikitelische Kette, bzw. den Basch-lam3) entlang bis zum Diklos-mta und folgt dann in nördlicher Richtung der Andischen Kette bis in die Gegend des Sees Esen-am, östlich an diesem vorbeiziehend. Hier greift die Grenze südostwärts ein wenig über die Wasserscheide hinüber. Vom Kerket-Paß aus verläuft sie wieder ostwärts auf der andischen Wasserscheide, die sie erst bei den Quellen des Jarykssu endgültig verläßt. Sich nach Norden wendend zieht sie etwa 20 km auf der Wasserscheide zwischen dem Aktasch im Osten und dem Jarykssu im Westen entlang, überschreitet dann in nordwestlicher Richtung den letzten sowie die Wasserläufe des Jamanssu und nördlich der Bahn Grosny-Petrowsk auch des Akssai und erreicht den Terek bei der Stanize Schelkosawodskaja ungefähr an der Stelle, an der er seinen Lauf nach Norden zu wenden beginnt. Die Nordgrenze wird nun überall durch den Terek gebildet. Etwa 20 km östlich von Mosdok verläßt sie den Terek und überschreitet in südlicher Richtung die Höhen des Terek-Ssunscha Gebirges. In der Ssunscha-Ebene bildet sie eine nach Westen offene Schleife und zieht dann, wieder in das Gebirge eindringend, auf der Wasserscheide zwischen den beiden Nebenflüssen der Ssunscha Assa und Fortanga nach Süben zum Gebirgsknoten des Muiti-ker. Von hier steigt sie in südöstlicher Richtung ins Tal des oberen Argun hinab und erreicht, sich südwärts wendend, wieder den Tebulos-mta.

Da die Tschetschenen in geschlossener Masse beisammen wohnen, so finden sich innerhalb der gezeigten, die in tschetschenischen Dörfern wohnen. Eine Ausnahme macht nur das ganz überwiegend russische Grosny mit seiner Erdölindustrie, das bisher ein Verwaltungsgebiet für sich bildete, neuerdings jedoch zum Autonomen Gebiete der Tschetschenen geschlagen worden ist. Umgekehrt gibt es außerhalb dieses autonomen Gebietes keine Tschetschenen, abgesehen von den Bewohnen einiger weniger Dörfer, die der Sowjetrepublik Daghestan zugeteilt worden sind.

Der Gesamtflächenraum des Gebietes mag nach roher Schätzung etwa 10 000 qkm betragen, würde also nur etwa ¼ der Fläche Ostpreußens ausmachen. An Einwohnern zahlte man im Jahre 1926, 311 000 ohne die 95 000 Einwohner des Bezirkes von Grosny.

Wie ein Blick auf die Karte zeigt, besteht das Tschetschenengebiet aus einem gebirgigen und einem ebenen Teil, die ungefähr gleich groß sind.

II. Lage des Tschetschenengebietes im Gebirgsbau des Kaukasus

Der Gebirgszug des Kaukasus läßt sich zwanglos in drei große Hauptteile zerlegen, eine Einteilung, die auch von den meisten Geographen bevorzugt wird, drängt sie sich doch sozusagen von selbst auf. Die lange Kette gewaltiger Schneegipfel und Firnfelder im zentralen Teil wird zunächst als Einheit empfunden. Der Grenzpunkt gegen die beiden äußeren Drittel kann verschieden gewählt werden. Der Geologe wird als Grenze nach Osten hin die Terekschlucht annehmen, da dort die kristallinen Gesteine unter die alten dunklen Schiefer des Ostkaukasus untertauchen; orographisch wird man als östlichen Grenzpunkt des zentralen Teils besser den Gebirgsknoten des großen Borbalo betrachten. Etwa 50 km westlich des Elbrus beginnt das westliche Drittel des Gebirges, das, rasch niedriger werdend, schließlich in der Halbinsel Taman sein ende findet.

Viel klarer als das westliche Drittel erscheint das östliche als eigenartiger, selbständiger Gebirgsteil abgesetzt, der Daghestan. Dies mächtige schildartige Dreieck scheint eigentlich nur eins mit dem übrigen Gebirge gemeinsam zu haben: die gleichsinnige, geradlinig fortgesetzte Erstreckung des wasserscheidenden Kammes von WNW nach OSO. Der ganze Südhang des Kaukasus fehlt hier; er ist abgesunken. An seiner Stelle breitet sich dafür die sonnige Ebene Kachetiens. Scharf, wie abgeschnitten, liegen hier Hochgebirge und flache Niederung unvermittelt nebeneinander. Man vergleiche damit die breite Entwicklung des Südhanges im zentralen und westlichen Kaukasus. Aber auch der stehengebliebene Nordhang des Daghestans ist in seiner Gliederung und in seinem Aufbau grundverschieden von dem des zentralen Kaukasus.

Seit langem unterscheidet man am Nordhang des Kaukasus mehrere parallele Ketten, die bald mehr, bald weniger klar zu erkennen sind. Allen Teilen des Gebirges gemeinsam ist der Hauptkamm. Diesen Namen führt er nicht deswegen, weil sich in ihm das Gebirge zu seiner größten Höhe erhebt, sondern weil er die Wasserscheide überall bildet; nirgends wird er von einem Flusse durchbrochen. Die höchsten Erhebeungen finden sich vielmehr in dem ihm nördlich vorgelagerten sogenannten Seitenkamme, wie Elbrus, Koschtan-tau, Dych-tau und Kasbek. Durch viele Quertäler erscheint er in einzelne Massive aufgelöst. Mehrfach ist er durch Querjoche mit dem Hauptkamme verbunden, nach Südosten glaubt man im hohen Basch-lam und der Bogosgruppe im Daghestan zu erkennen.

Weiter unterscheidet man den Felsigen Kamm (skalistyi chrebjet der Russen), darauf folgend den Almenkamm (pastbischtschnyi chr.) und schließlich den oder die Waldigen Kämme (ljessistyi chr.). Was jedoch den Felsigen Kamm anbelangt, so muß bemerkt werden, daß dieser Name im zentralen Kaukasus gepräht wurde, wo diese Kette größere Höhen erreicht als östlich der georgischen Heerstraße; im Tschetschenengebiete zeigt er nur noch stellenweise felsigen Charakter; der Felsige Kamm ist hier größtenteils genau so mit Almen bedeckt wie der nördlich von ihm sich hinziehende sogenannte Almenkamm.

Diese langen, durch viele Quertäler in einzelne Teile aufgelösten parallelen Kettenzüge sind charakteristisch für den zentralen Kaukasus. Die äußeren Ketten werden zwar durch den Einbruchskessel von Wladikawkas teilweise unterbrochen; doch ist östlich der Georgischen Heerstraße die ganze Reihenfolge der Kämme, vom Hauptkamm bis zu den Waldigen Kämmen, wieder klar zu erkennen. Das gilt noch für die ganze westliche Tschetschnja4), doch nur bis zum Argun. Östlich dieses Flusses tritt mit Macht eine andere Erhebungsrichtung in Erscheinung, die von SW nach NO zieht und die bisher ausschlaggebende Richtung WNW-OSO weitgehend verdrängt. Diese Erhebungsrichtung SW-NO ist bestimmend für die Gestaltung des Daghestans. Dadurch kommt ein fremdes Element in das System des Kaukasus, das seinen bis dahin so einheitlichen Charakter ganz verwischt. Gleich einer ungefügen schweren Masse, gleich einem Fremdkörper scheint der Daghestan in dem sonst so wohlgeordneten Kettengefüge des Kaukasus zu hängen. Abgesehen von der anderen Orientierung seiner Gebirgszüge ist es vor allem die seltsame Abgeschlossenheit, die den Daghestan so aus dem Rahmen des übrigen Kaukasus herausfallen läßt. Ein mächtiger Kalkgebirgswall umschließt ihn im NW, N und O und zwingt die Wasser der vier Koissuflüsse, sich in einem tiefen Caňon von seltener Großartigkeit sich durch diese Mauer einen Ausweg zum Kaspischen Meere zu bahnen.

Eigenartiger Faltenbau und tiefgreifende Erosion haben besonders im tiefer gelegenen nordwestlichen Teile dieser riesigen natürlichen Festung ein chaotisches Durcheinander von scharfen Kämmen, breiten, rings isolierten blockartigen Plateaus und tiefen Schluchten geschaffen, in dem es selbst von erhöhtem Standpunkt aus schwierig ist, sich zu orientieren. Erst bei genauerem Studium erkennt man, daß auch dieses vermeintliche Chaos gesetzmäßig gestaltet ist.

Es ist hier nur die Rede vom inneren Daghestan mit den vier Koissu-Flüssen; außer Betracht bleibt das ganze Gebirgsland zwischen diesem Koissu-Daghestan und dem Kaspischen Meere, also das Schach-dagh — und Dibrarsystem, da es für das hier näher zu behandelnde Gebiet keine Bedeutung besitzt.

Der Gebirgszung, bei dem diese bedeutungsvolle SW-NO Richtung am auffälligsten in Erscheinung tritt, ist gleichzeitig ein Teil jenes schon erwähnten Grenzwalls, der den Daghestan rings gegen die Außenwelt abschießt. Auf ihm verläuft die Wasserscheide zwischen dem flußgebiet des Sulak und dem des Terek; auf ihm zieht auch die politische Grenze entlang, wie schon eingangs erwähnt wurde. Sein Außenhang liegt ganz im Bereich der Tschetschnja; er ist der hervorstechendste Zug in der Orographie ihres östlichen Teils.

Die Folgerungen daraus ergeben sich nunmehr von selbst. In der Tschetschnja treffen die beiden großen Einheiten, des kaukasischen Gebirgsbaues aufeinander, das Kettengefüge des zentralen Kaukasus und der quer dazu liegende daghestanische Block. Der westliche Teil ist im zentralkaukasischen, der östliche im daghestanischen Sinne beeinflußt. Man kann somit die Tschetschnja als Übergangsgebiet zwischen dem Nordhang des zentralen und des östlichen Kaukasus bezeichnen.

Ebenso wie das Gebirge läßt sich auch Ziskaukasien oder, wie die Russen sagen, der Nordkaukasus in drei Hauptteile zerlegen. Es sind dies das Kubangebiet im W, in der Mitte die Stawropoler Höhen und im O die Niederung des Terek und der Kuma.

Das östliche Drittel Ziskaukasiens, mit dem wir es hier allein zu tun haben, zerfällt in zwei klar von einander geschiedene Teile. Der nördliche Teil, die weite, zwischen Terek und Kuma sich breitende Nogaier-Steppe, kann hier, wo es sich im wesentlichen nur um Feststellung der orographischen Beziehungen handelt, außer Betracht bleiben, da solche zum Tschetschenengebiet nicht vorhanden sind. Auch mit dem übrigen Gebirge steht sie nicht in Zusammenhang; kein Bergwasser durchrauscht sie; Kuma und Terek bilden nur die Grenzen der öden, teilweise wüstenhaften Steppen.

Anders das sich südlich anschließende Gebiet, die dem Gebirgsfuß unmittelbar vorgelagerte Niederung. Ich nenne sie die obere Terekniederung, wobei ich jedoch auch die Niederung seines sehr selbständigen größten Nebenflusses, der Ssunscha, mit einbegreife, der den Terek erst zu Beginn seines Unterlaufes erreicht. Diese Niederung wird von zahllosen Bergwassern durchströmt; sie ist geradezu ihr Werk, insofern als sie aus z. T. mehrere hundert Meter mächtigen Schottermassen besteht, unter denen die in die Tiefe gehenden kaukasischen Falten begraben liegen. Diese Falten tauchen jedoch in einiger Entfernung vom Gebirgsfuß plötzlich wieder empor und zwar in zwei langgezogenen parallelen Bodenwällen von etwa 200 — 300 m relativer Höhe. Man bezeichnet sie als das Terek-Ssunscha-Gebirge. Doch steht es auch oberflächlich mit dem Hauptgebirge noch in Verbindung. Der nördliche Zug hängt im O mit ihm etwa da zusammen, wo der Daghestan am weitesten nach N vorstößt; im W wird er durch die Fluren der Kabarda von ihm getrennt. Der südliche wiederum hängt mit seinem Ostflügel sozusagen in der Luft; unvermittelt bricht er in der Ssunscha-Ebene ab; auf seinen letzten Hügeln ragen die Bohrtürme der neuen Grosnyer Erdölfelder in die Höhe. Im W dagegen findet er den Anschluß zur Hauptkette, kurz nachdem er vom Terek durchbrochen wird, ähnlich wie im O sich die Ssunscha durch den nördlichen ihren Weg bahnt. Die Falten des Terek-Gebirges sind nach neueren Untersuchungen nach N überkippt; auf Störungen deutet u. a. die starke Thermentätigkeit an seinem Nordrande, z. B. nördlich von Grosny.

Zwischen diesen beiden Hügelkämmen und dem Hauptgebirge breitet sich die obere Terek-Niederung. In einem weiten Bogen dringt sie in das Gebirge ein, am tiefsten bei Wladikawkas, und verleiht damit dem zentralen Kaukasus die eigentümlich enggeschnürte Gestalt, so daß die Breite des Gebirges hier auf 120 km zusammenschrumpft, während sie im Elbrusgebiet 180 km und im Daghestan nicht viel weniger beträgt. Die Ziffer von 180 km hat jedoch auch für den zentralen Kaukasus ihre Bedeutung; sie würde nämlich der Entfernung vom Südfuß des Gebirges bis zum Nordrand der beiden Hügelkämme entsprechen, was gewiß mehr als bloßer Zufall ist.

Die zum Bogen der oberen Terek-Niederung gehörende Sehne wird also ungefähr durch den nördlichen der beiden Hügelkämme gebildet oder, wenn man will, durch den Mittellauf des Terek, der hier in streng kaukasischer Richtung am Nordhang des nördlichen Hügelkammes entlangfließt, bis er, vielleicht unter dem Einfluß der daghestanischen Erhebungsrichtung SW-NO, nach NO abbiegt.

Man darf mithin die obere Terek-Niederung bei einer Betrachtung des kaukasischen Gebirgsbaues nicht außer Acht lassen. Man kann sie sowohl als innerhalb, wie als außerhalb des Gebirges liegend ansehen. Für ersteres spricht in interessanter Weise eine anthropogeographische Tatsache, insofern nämlich, als sie noch von den eigentlichen Kaukasusvölkern besiedelt wird, nämlich den Kabardinern, Inguschen und Tschetschenen, während jenseits der beiden Hügelzüge das turko-tatarische Steppenvolk der Nogaier und die zur selben Völkergruppe zählenden Kumüken sich ausbreiten. In sich besteht die obere Terek-Niederung aus drei voneinander getrennten Gebieten, nämlich der Kabarda und dem Kessel von Wladikawkas, der von jener durch den südlichen der beiden Hügelkämme getrennt wird. Durch einen Vorsprung der Schwarzen Berge wird der Wladikawkaser Kessel vom dritten Teil geschieden, der Ssunscha-Ebene, die für sich ebenfalls wieder bogenförmig ins Gebirge eindringt. Die Ssunscha-Ebene nun bildet das Gebiet, dessen Stellung es in diesem Kapitel zu kennzeichnen galt, nämlich den ebenen Teil des Tschetschenengebietes.

Diese kurze Skizzierung der Lage des Tschetschenengebietes im Kaukasus mag für den Rahmen der vorliegenden Arbeit genügen.

III. Landeskundlicher Überblick über das Tschetschenengebiet.

a) Oberflächengestalt. Die Aufzählung der verschiedenen Ketten, wie sie für den Nordhang, des zentralen Kaukasus üblich ist und auch im vorigen Kapitel gebracht wurde, könnte die Vorstellung erwecken, daß wir hier parallel dem Hauptkamme eine Reihe von Ketten antreffen, von denen eine immer niedriger wird als die andere, bis sie schließlich in der Ebene verklingen. Im Osten ist dies ganz bestimmt nicht der Fall, vor allem nicht im Daghestan, aber auch nicht im Tschetschenengebiet. So sind hier z. B. die beiden Kämme, die zwischen dem Hochgebirge und den niedrigen Schwarzen Bergen liegen, einander an Höhe gleich, ja stellenweise überragt sogar der nördliche den südlichen. Am ehesten geeignet, einen raschen Überblick über die Orographie des Gebietes zu verschaffen, ist eine Einteilung nach den verschiedenen Höhenstufen, die sehr scharf ausgeprägt sind und das Auge des Bergwanderers zu dieser Einteilung geradezu zwingen. Es sind ihrer drei zu unterscheiden. I. Die Stufe der tertiären Vorberge oder «Schwarzen Berge» mit etwa 800—1000 m Höhe. Darauf nach S folgend 2. Die Stufe des Kalkgebirges der Kreide und des oberen Jura von 2000 m ab mit Gipfelhöhen bis zu 3000 m. Zu dieser Höhenstufe gehört noch ein Teil des Schiefer — und Sandsteingebirges des mittleren und unteren Jura. 3. Das Hochgebirge der alten dunklen Schiefer von etwa 3000 m ab bis 4500 m.

Betrachten wir zunächst die tertiären Vorberge. Aus der Ssunscha-Ebene, die am Gebirgsfuß etwa 300 m noch liegt, steigen ihre sanftwelligen Höhen empor, nach den dichten Buchenwäldern, mit denen sie einst bedeckt waren, «Schwarze Berge» genannt. Die O-W streichenden Falten sind durch die zur Ssunscha eilenden Flüsse und Bäche in einzelne Kuppen und S-N ziehende Rücken aufgelöst, von denen einige 1200 m erreichen. Bemerkenswert ist in diesem Gebiet die gewaltige eiszeitliche Schotterverhüllung, die, von den Flußterrassen abgesehen, ausgedehnte tischglatte Aufschüttungsebenen zwischen den Höhenzügen gebildet hat, die bis zu 30 qkm Flächenraum einnehmen können. Sie bestehen ausschließlich aus Kalkgeröll und werden durch die Flußterrassen wie durch schmale Bänder mit den Schottern der Ssunscha-Ebene verbunden. Die Breite der Schwarzen Berge verringert sich um so mehr, je tiefer die Ssunscha-Ebene in das Gebirge eindringt. So beträgt sie am Argunlauf und westlich von ihm nur etwa 15 km, während sie im O des Gebietes auf das doppelte anwächst.

Völlig unvermittelt erhebt sich aus den Schwarzen Bergen die zweite Höhenstufe des Kalkgebirges, bei dem selbst die Paßhöhen kaum unter 2000 m herabreichen (von den Durchbruchstälern natürlich abgesehen). Viel undeutlicher ist die südliche Begrenzung dieser Höhenstufe; der Anstieg zum Hochgebirge erfolgt allmählich. Im allgemein beginnt das Hochgebirge erst südlich der beiden Argun-Oberläufe. Der Tschanti-Argun bildet die Grenze zwischen beiden Höhenstufen jedoch nur bis zur Einmündung des Chotscharoi-Baches (von rechts), der Scharo-Argun bis zu der der Kiri-Baches (von rechts). Unterhalb dieser Punkte greift die Höhenstufe des Kalkgebirges bei beiden Flußläufen auf das rechte Ufer über.

Die Breite dieser Stufe beträgt im Tschetschenengebiet 25—30 km. Viel breiter wird sie im Daghestan.

Senkrecht zur Gebirgsachse gemessen, hält sich nämlich in der Linie von Chunsach das Gebirge in einer Tiefe von etwa 60 km ungefähr in der Höhe von 2000 m und darüber (Chunsach selbst nur 1800 m). Diese Feststellung wird hier besonders erleichtert durch die ausgedehnten, für den Daghestan charakteristischen Plateaulandschaften, z. B. der von Chunsach. Hand in Hand mit dieser Verbreiterung geht auch eine solche des Bereichs der verschiedenen geologischen Formationen. Der Nordhang des Daghestan scheint sich eben zum Ausgleich für den fehlenden Südhang um so breiter entfaltet zu haben. Er stößt ja auch, auf die Gebirgsachse bezogen, viel weiter nach N vor als im übrigen Kaukasus, wobei der Nordrand seines Kalkgebirges, nämlich die Andische Kette, wesentlich höher aufragt als dessen Mitte, ebenso, wie er auch die benachbarten tschetschenischen Kalkberge überragt. Man kann das seitlich schon von der Bahn beobachten, wenn man sich von W kommend Grosny nähert. Während das niedrigere tschetschenische Kalkgebirge die Waldgrenze stellenweise nur unwesentlich übersteigt, winken von O, besonders im Abendschein, die jähen Steilabstürze des 3040 m hohen Buzrach herüber, die mit ihren hellen Farben einen wirkungsvollen Kontrast zum Grün der Wälder am Fuße bieten. Der Abfall der Andischen Kette macht hier geradezu den Eindruck einer Landstufe, so besonders am Zobolgo (2910 m) und von ihm aus noch etwa 15 km weiter nach O. Den Fuß dieser Landstufe, deren Schichten nach meinen Beobachtungen nach SO einfallen, benagen die weit verzweigten Quellflüsse des Akssai.

Anders die Nordseite der Andischen Kette weiter östlich im Salatau-Gebiet, das schon zur Republik Daghestan gehört. Die Schichten fallen hier leicht nach N ein, wie ich es beim Durchwandern des wahrhaft grandiosen Ssulak-Caňons gut beobachten konnte; daher erfolgt dort der Anstieg von N her allmählich. Ganz flach ist der Außenhang der Andischen Kette besonders jenseits des Ssulak in Richtung Temir-Chan-Schura.

Die für den Daghestan bezeichnenden Plateaubildungen fehlen im Tschetschenengebiet, wenn sich auch auf den Höhen des Kalkgebirges stellenweise ziemlich ausgedehnte ebene Flächen vorfinden. Das Gesichtsfeld beherrschen vielmehr zwei ausgesprochene Ketten, besonders im W. Die nördliche, deren Nordrand durchweg leicht verkarstet ist, wird in ihrer Westhälfte durch Quertäler in mehrere Massive aufgelöst. Freilich sind diese Täler infolge ihrer caňonartigen Ausbildung eher verkehrshindernd als — fördernd, z. B. das der Gechi, wenn nicht wie im Tschanti-Argun-Tal, eine künstliche Straße angelegt ist. Östlich des Scharo-Argun bildet sie einen zusammenhängenden Rücken, der in seiner weiteren Fortsetzung in der Andischen Kette bis zum Kaspischen Meere hin nur noch einmal im Ssulak-Caňon durchbrochen wird.

Etwa 15 km weiter nach S folgt, parallel ziehend, die ungefähr gleich hohe zweite Kette dieser Höhenstufe. Dazwischen liegt eine ziemlich flache Mulde, in die sich ebenfalls noch tiefe Schluchten eingegraben haben. Diese zweite Kette bildet die unmittelbare Fortsetzung des hohen Zori-lam Inguschiens5), erniedrigt sich etwas im westlichen Tschechenengebiet, erreicht im Rindschikort, hart am Durchbruch des Scharo-Argun, wieder 3000 m und stößt weiterhin als Indoi-lam mit der Andischen Kette zusammen. Sie bildet die Nordumrandung des Tschanti-Argun-Oberlaufes und wird nur von den beiden Argunläufen durchbrochen. Im Gegensatz zu der nördlichen Kette ist sie in ihrer Gesteinsbeschaffenheit nicht einheitlich. Während sie im W hauptsächlich wohl aus mürben feinblättrigen Schiefern und Sandsteinen besteht, herrscht im O, besonders im Rindschi-kort, wieder Kalk vor. Dementsprechend haben auch die Berge verschiedene Formen. Dort in der nördlichen Kette die schroffen, hellen, dolomitischen Bauten z. B. des Gilla-kort und Naschacho-lam mit ihrem harten Nebeneinander von horizontalen und vertikalen Linien, hier die weicheren, offenen Formen des dunklen Schiefergebirges.

Der Anstieg zum Hochgebirge des Baschl-lam erfolgt von der eben geschilderten Höhenstufe aus allmählich, nicht mit dem plötzlichen Ruck, mit dem sich die Nordfront des Kalkgebirges aus den tertiaären Vorbergen erhebt. Den Anstieg vermitteln die zahlreichen, im rechten Winkel vom Hochgebirge ausstrahlenden, gratartig zugeschärften Querrippen, zwischen denen die Gletscherbäche zu den beiden Längstälern des Tschanti — und Scharo-Argun-Oberlaufes herabbrausen. Die Kette des Basch-lam zweigt am großen Borbalo vom wesentlich niedrigeren wasserscheidenden Hauptkamme ab, schwenkt am Tebulos ebenfalls in die allgemein-kaukasische Richtung WNW-OSO um und bildet als hohe Mauer vom etwa 45 km Länge die Südgrenze des Tschechenengebietes. Auf daghestanischem Gebiete findet sie ihre Fortsetzung in der fast ebensohohen Bogos-Gruppe, wird von ihr jedoch durch den tiefen Spalt getrennt, den der Andische Koissu eingegraben hat. Andererseits aber geht sie von ihrem Ostpfeiler, dem 4190 m hohen Diklos-mta, unmittelbar in die scharf nach NO vorstoßende Andische Kette über, die bis zum Auftreffen auf den schon erwähnten W-O ziehenden Indoi-lam über 3000 m bleibt.

Durch den ziemlich tiefen Sattel, über den aus dem Childecheroi-Tale (zum Tschanti-Argun) der zur Not auch im Winter gangbare Paß Jukerigo (3000 m) nach Tuschetien führt, wird vom Basch-lam der im allgemeinen noch zu ihm gerechnete Stock des Tebulos-mta abgetrennt, der mit 4507 m die höchste Erhebung des Kaukasus östlich der Georgischen Heerstraße darstellt und von den Eingeborenen immer noch fürunerstiegen, überhaupt unersteigbar gehalten wird, ebenso wie die übrigen Gipfel des Basch-lam. Auch der Name Tebulos-mta ist bei den Tschetschenen, insbesondere ihrem unmittelbar nördlich davon im Maisti-Tale wohnenden Stamme der Kisten, unbekannt; mir wurde von ihnen der Name Dakko-kort angegeben. Weiter im N wird er von den dort wohnenden Russen auch als Maisti-Berg bezeichnet. Ebenso hat auch der höchste Berg des Basch-lam, Komito (4272 m), bei den Tschetschenen eine eigene Bezeichnung, nämlich Datach-kort.

Der erwähnte Paß Jukerigo ist übrigens nur für die Childecheroi-Leute benutzbar und für den südlich des Basch-lam wohnenden georgischen Stamm der Tuschen, die über ihn ihre Schafe nach den Winterweiden am Terek treiben. Der hohe und schroffe Childecheroi-Rücken, der bis hart an die Schneegrenze aufsteigt, hindert die Bevölkerung des Scharo-Argun-Tales an seiner Benutzung. Dieselben müssen, wenn sie nach Tuschetien wollen, den viel hüheren, über Gletscher führenden Katschu-Paß (3550 m) überschreiten, der aber nur wenige Monate gangbar ist. Eine georgische Truppe, der ich im Jahre 1919 angehörte, mußte ihn allerdings noch Anfang November überschreiten; freilich wäre ihr das Wagnis bald zum Verhängnis geworden. Andere überschreitbare Einschartungen weist der Basch-lam nicht auf.

Die Schneegrenze liegt etwa bei 3500 m, die Gletscherenden bei 2800 m; die eiszeitlichen reichten 1000 m tiefer herab, was an ausgeprägten Trogtälern noch erkennbar ist. Die Tröge gehen in steile Kerbtäler über, denen beim Austritt aus dem Hochgebirge im niederen Schiefergebiet sehr breitsohlige Talweitungen folgen, die beim Eintritt in das Kalkgebirge ihrerseits wieder durch typische Caňons ababgelost werden.

Der Anblick, den der Basch-lam von N bietet, besonders vom Paß Itum-Kale-Scharoi, kann ohne Übertreibung als großartig bezeichnet werden. Drei durch unübersteigliche Eismauern verbundene Gipfel, die noch weit in die nordkaukasische Ebene hinaus grüßen, sind seine Wahrzeichen. Sie sind von einander grundverschieden und doch jeder charaktervoll gestaltet: der elegante, schlanke, blendend weiße Kegel des Datach-kort im W, die von S nach N ansteigenden und ungemein steil abfallenden Grate und Spitzen des Donos-mta in der Mitte und der massige breite Klotz des Diklos-mta im O, dessen breite Flanken ausgedehnte Firnfelder tragen, auf denen die abendlichen Sonnenstrahlen einen rechten Haltepunkt finden.

b) Gewässer. Der einzige Fluß, der das tschetschenische Hochgebirge entwässert, ist der Argeun oder vielmehr seine beiden Arme Tschanti — und Scharo-Argun. Der Tschanti-Argun entwässert vom Hochgebirge das Chotscharoi — und Childecheroi-Gebiet, den Tebulosstock und die Strecke des teilweise schon von Chewsuren bewohnten Hauptkammes bis zum Wega-lam, der Grenze gegen Inguschien, der Scharo-Argun den Basch-lam. Im Kalkgebirge nehmen beide nur noch unbedeutende Bäche auf. Es sind übrigens zwei durchaus selbständige Flußläufe gebildet sind. Der Winkel, mit dem sie aus dem Längsoberlauf im Schiefergebirge in den das Kalkgebirge quer durchbrechenden Mittellauf übergehen, ist ungefähr der gleiche; verschieden ist nur die Richtung. Der ganze Laufwinkel des Scharo-Argun ist um etwa 50 Grad nach W auf den Tschanti-Argun zu abgedreht, so daß schließlich beim Austritt auf die Ebene die Vereinigung erfolgt. Diese Abdrehung geschieht unter dem offenbaren Einfluß der Andischen Kette, deren Wichtigkeit in physiogeographischer und, wie sich noch zeigen wird, in anthropogeographischer Hinsicht nicht leicht überschätzt werden kann. Auch die Flußläufe spiegeln eben die Tatsache wieder, daß der tschetschenische Westen im zentralkaukasischen Sinne, der Osten im daghestanischen Sinne beeinßt ist.

Auch die übrigen kleineren Flüsse des Tschetschenengebietes folgen im allgemein entweder der einen oder der anderen Richtung; die westlichen der Tschanti-, die östlichen der Scharo-Richtung, wenigstens innerhalb der Berge und soweit sie der Ssunscha zuströmen. Letztere selbst kommt aus Inguschien unweit Wladikawkas und zieht als Sammler am Nordrand der Ebene zum Terek.

Der kräftigere Tschanti-Argun hat sein Bett wesentlich tiefer eingegraben als der Scharo-Argun und treibt sein Einzugsgebiet offenbar immer weiter gegen diesen vor, so daß die Wasserscheide schon viel näher am Scharo — als am Tschanti-Argun liegt. Besonders deutlich wird das auf der flachen Wasserscheide östlich Schatoi. Vielleicht wird hier einmal der stärkere den schwächeren zu sich herüber holen.

Selbständig sind die Flüsse, die östlich des Katschkalyk-Höhenzuges, der die Ssunscha-Ebene im O begrenzt und das östliche Glied der Terek-Ssunscha-Höhen darstellt, mit welchem sie sich wieder an den Kaukasus anschließen, auf die hier schon größtenteils von Kumüken bewohnte Ebene hinaustreten. Sie erreichen weder das Meer, noch Terek oder Ssulak, sondern enden in Sümpfen.

Alle tschetschenischen Flusse, mit Ausnahme der Argune, können zur Zeit des Niedrigwassers, also im Herbst und Winter, durchwatet werden, im Frühling und Sommer sind sie dagegen bei der allgemeinen Brückenlosigkeit große Verkehrshindernisse.

c) Klima. Wie in allen Gebirgen, so bestehen auch im tschetschenischen Kaukasus große klimatische Unterschiede zwischen dem Außenrand und den inneren Gebirgslandschaften, die sich vor allem in den Feuchtigkeitsverhältnissen kundtun. Der Außenrand bzw. die tertiären Vorberge und die Nordfront des Kalkgebirges erhalten starke Niederschläge, im Inneren dagegen fallen geringere Niederschläge und besonders in den tiefen Tälern herrscht gradezu Trockenheit, ja Dürre. Typisch für das erstere Gebiet sind die Niederschlagsverhältnisse der Station Wedeno in Itschkerien (730 m. ü. d. M.) An Ort und Stelle wurde mir für das Beobachtungsjahr 1926/27 ein Betrag von 955 mm angegeben. Der russische Forstmann Markowitsch (Lit. Verz. 27) gibt dagegen die mittlere Niederschlagsmenge für fünf Beobachtungsjahre (Jahreszahlen nicht angegeben, vermutlich aus den 90er Jahren) mit 845 mm an. Es darf jedoch ohne Weiteres angenommen werden, daß an dem dicht bewaldeten Anstieg zum Kalkgebirge, etwa in 1300 bis 1500 m Höhe, die Niederschläge noch reichlicher ausfallen. Wesentlich weniger Niederschläge werden in Schatoi (560 m) gemessen, nämlich 675 mm für 1926/27. Schatoi liegt zwar schon im Kalkgebirge, doch gestattet hier augenscheinlich die Öffnung des Arguntales den Wolken den Eintritt in das Berginnere. Für die übrigen Gegenden des tschetschenischen Kalk — und niederen Schiefergebirges müssen niedrigere Ziffern in Ansatz gebracht werden. Da tschetschenische Stationen für dieses Gebiet leider nicht existieren, so muß ich zum Vergleich Stationen aus dem nordwestlichen Daghestan heranziehen. Nur muß dabei berücksichtigt werden, daß es dort noch trockener ist als im Tschetschenengebiet, aus zwei Gründen: erstens liegt es schon weiter nach O, also weiter vom feuchtigkeitspendenden Schwarzen Meere weg und zweitens erreicht hier die Nordumrandung, wie im vorangehenden gezeigt, größere Höhen und ist außerdem nicht durch Flußtäler unterbrochen. Ferner schließt die Andische Kette den Daghestan nicht bloß gegen N ab, sondern auch gegen W und im O hält sie etwaige vom Kaspischen Meere kommende Wolken fern. In Frage kommen die Stationen Tloch (582 m) und Botlich (700 m), beide tief im Tal des Andischen Koissu gelegen, mit 459 und 418 mm Regenmenge. Auf den Hochplateaus, die im Daghestan durchschnittlich 1200 m über den sie begrenzenden Schluchten liegen, fallen etwas mehr Niederschläge, so auf dem Plateau von Chunsach (1700 m) 588 mm. (Zahlen nach Dobrynin: Lit. Verz. 11). Mit der angegebenen Einschränkung wird man diese daghestanischen Daten auch als ungefähren Anhaltspunkt für die Beurteilung der Niederschlagsverhältnisse in den entsprechenden Gegenden der inneren tschetschenischen Berge betrachten dürfen, so besonders für Tschaberloi, Itum-Kale, Scharoi und Galantschotsch. Die Niederschläge fallen ganz überwiegend im Spätfrühling und Sommer, der Herbst ist wundervoll trocken und die schönste Jahreszeit dieser Gegenden, besonders auch für den Reisenden.

Der jährliche Gang der Temperatur zeigt gemäßigte Kontinentalität, die nur um ein geringes größer ist als etwa im deutschen Nordosten. Auch die Temperaturziffern sind in 800 m Höhe nicht wesentlich von denen Nordostdeutschlands verschieden. Zu bemerken ist, daß die Sommertemperatur in den inneren Tälern höher ist als am Nordrande des Gebirges: Wedeno: Jan. — 3, 8; Aug. 19, 8 (nach Markowitsch). Botlich dagegen Jan. — 3, 8; Juli 21, 4.

Infolge der größenen Trockenheit ist der Aufenthalt im Inneren der Berge viel angenehmer als in den Vorbergen. Die dichten Buchenwälder des Nordhanges sind eigentlich immer feucht und selbst im Oktober fand ich den Boden noch derart morastig, daß das Wandern keine Freude war, obwohl seit Wochen kein Regen gefallen, die sich nur deswegen hatten dorthin versetzen lassen, um das trockene und gesunde Klima genießen zu können, und die dafür alle Unzulänglichkeiten in kultureller Beziehung gern in Kauf nahmen. Neben ihren vielen, vielen anderen Projekten plant die tschetschenische Regierung hier auch die Errichtung von Gesundheitsstationen für Schwindsüchtige. Und wenn im Winter in den Vorbergen eine hohe Schneedecke Berg und Tal überzieht und ein unangenehm kalter Nebel die Stimmung raubt, dann strahlt in den inneren Bergen die Sonne vom blauen Himmel und hält die nach S gerichteten Hänge meist schneefrei, sofern überhaupt größere Schneemassen fallen. Selbst beträchtliche Kältegrade lassen sich leicht ertragen und die Bewohner sitzen wintertags genau so im Freien auf den flachen Dächern wie in der warmen Jahreszeit.

Begreiflicherweise ist es auch in der Ssunscha-Ebene erheblich trockener als in den Vorbergen. Immerhin fallen in Grozny noch gegen 500 mm; doch nehmen die Niederschläge mit wachsender Entfernung vom Gebirge rapide ab, so daß am W-O Lauf des Terek, der die Nordgrenze des Tschetschenen-Gebietes bildet, nur noch 382 mm gemessen werden (Stanize Schelkosawodskaja), hier also schon das Klima der nordwärts endlos sich breitenden öden Nogaiersteppe herrscht. Hier ist auch die jährliche Temperaturschwankung wesentlich größer als in den Bergen, hervorgerufen vor allem durch die größere Sommerhitze: Jan. — 3; Juli 24, 5 (nach Dobrynin, Lit. Verz. Nr. 11). Grosny: Februar — 3, 6 (?); August 24,4 (128 m ü. d. M.) (Nach Radde: Lit. Verz. 35, S. 28).

d) Pflanzendecke. Wie schon mehrfach erwähnt, tragen die Vorberge und der Nordhang des Kalkgebirges ein dichtes Waldkleid, das hauptsächlich aus Buchen besteht, daneben auch aus Ulmen, Eschen, Linden, Ahorn u. a. Auch die Haselnuß ist weit verbreitet. Nadelwald fehlt vollkommen. Freilich hat sich das Bild in den vergangenen 100 Jahren sehr ungünstig verändert. Auf weiten Gebieten sind die alten schönen Wälder verschwunden. In voller Ursprünglichkeit halten sie sich nur noch am Nordhang des Kalkgebirges und auch hier nur an schlecht erreichbaren Stellen, da allerdings in teilweise wirklich herzerhebender Pracht. Die Kuppen der Vorberge tragen nur noch einen jammervoll verhackten Buschwald oder sind schon ganz kahl und unter dem Pfluge. Den Anstoß zur allmählichen Entwaldung gaben die kaukasischen Kriege. Um die Unterwerfung der Tschetschenen durchführen zu können, insbesondere um vor Überfällen sicher zu sein, schlugen die Russen kilometerbreite Schneisen kreuz und quer durch die berüchtigten Itschkerischen Wälder, in denen sie sich öfters schwere Schlappen hatten holen müssen. Der Rest verringerte sich unter dem Eigenbedarf der Bevölkerung in entsprechend gesteigertem Maße. In den letzten Jahrzehnten wirkte sich wohl besonders unheilvoll der sich ständig steigernde Holzbedarf des emporblühenden Grosny aus. Es existiert dort ein besonderer Holzmarkt, zu dem allwöchentlich viele Hunderte tschetschenischer Arben6) grünes, unreifes Holz heranschleppen. Und über die Geschäftspraxis der sogenannten Waldhüter erzählt man sich allerlei nicht gerade rühmenswertes. So sterben eben die tschetschenischen Wälder, wenn nicht bald rigorose Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

Die obere Waldgrenze liegt ungefähr bei 1800 m, die Höhen des Kalk — und Schiefergebirges sind daher waldfrei. Kahl sind aber auch die tiefen Täler. Auch hier waren früher Wälder, wie ich von alten Leuten erfahren konnte, und ihr Verschwinden ist ausschließlich der Hand des Menschen zuzuschreiben. Etwas weiter dringt der Wald im Fortanga-Gebiet nach S vor, auch an den Oberläufen des Scharo — und Tschanti-Argun befinden sich Wälder, jedoch meist nur an den nach N exponierten Hängen. Hier findet sich auch Nadelwald und zwar ausschließlich aus Kiefern fand ich auch an wenigen Stellen im andischen Daghestan. Im höheren Gebirge tritt auch die Birke auf.

Die Höhen sind mit Almen bedeckt, die sehr frisch und kräftig werden können. Im Übergangsgebiet sieht man häufig Rhododendrengebüsch. Die obere Grenze der zusammenhängenden Grasflächen fand ich im Basch-lam ungefähr bei 3000 m. (Über die Verhältnisse in der Ssunscha-Ebene s. S. 17 f.).

e) Landschafts — und Gaugliederung. Die physiogeographische Beschreibung des Tschetschenengebietes hat bereits die Grundzüge seiner landschaftlichen Gliederung erkennen lassen. Diese einzelnen Landschaften unterscheiden sich auch recht wesentlich in anthropogeographischer Beziehung voneinander, bilden z. T. Gebiete mit kultureller Sonderstellung, so daß ich sie lieber als Gaue bezeichnen möchte. Ich gebe hier eine Übersicht über die tschetschenische Gaugliederung mit kurzer Charakteristik der einzelnen Gaue, soweit sie nicht schon gebracht wurde.

Der Name Itschkerien wurde bereits erwähnt. Man faßt darunter das Gebiet der tertiären Vorberge und des bewaldeten Nordhanges östlich des Tschanti-Argun, das besonders durch die zwischen die niedrigen Rücken eingelagerten Schotterebenen und breiten Flußterrassen gekennzeichnet ist. Ihnen verdankt es auch seinen Namen. Itschkerien ist nämlich ein Wort kumükischen d. h. türkischen Ursprungs. «Iči Jeri» heißt wörtlich «das Land da drinnen», d. h. zwischen den Bergen, das Land, das selbst innerhalb der Berge noch bequem als Ackerland benutzt werden kann. (Laudajew, Lit. Verz. 24). So sind auch hier gerade die wohlhabendsten Dörfer entstanden, wie Itschkerien überhaupt das weitaus entwickeltste Gebiet der tschetschenischen Berge darstellt. Auf einer derartigen Ebene liegt auch der Hauptort des Gebietes, das gleichzeitig auch einen besonderen politischen Verwaltungsbezirk bildet, Wedeno. Es ist lange nicht der bedeutendste Ort des Tschetschenengebietes, aber der bekannteste, und das dank der kaukasischen Kriege. Schamil, der daghestanische Freiheitskämpfer, dem ja auch die Tschetschenen teils freiwillig, teils unfreiwillig anhingen, hatte hier sein befestiges Lager, das von den Russen gestürmt werden mußte, die dann ihrerseits zur besseren Beherrschung des Gaues weiträumige Festungswerke und Kasernements schufen. Derartige alte Russenfestungen finden sich auch noch an anderen Stellen des Landes; sie fallen stets auf durch die Mächtigkeit ihrer Anlage. Ferner war Wedeno auch einmal die Hauptstadt der Tschetschenen während ihres kurzen Selbständigkeitstraumes, als ein in seiner Art genialer Tschetschene 1919 hier das sogenannte Nordkaukasische Emirat schuf, das freilich im nächsten Jahre unter den Schlägen des Bolschewistensturmes wieder verschwand. Wedeno wird auch als Sommerfrische von denen benutzt, die dem Staub und der Hitze Grosnys entgehen wollen; eine Anzahl von Datschen (Sommerhäusern) dient diesem Zweck.

Abgesehen von den Straßen — und Haufendörfern, die man auf diesen Ebenen antrifft, herrscht im übrigen Itschkerien vielfach Einzelsiedlung. Es sind durchweg schmucke, saubere Häuser mit weiß oder bunt getünchten Mauern und leuchtenden roten Ziegeldächern, die einen ungemein freundlichen, friedlichen Anblick bieten, wie überhaupt die ganze Landschaft Itschkeriens den Zug der Anmut und erquickenden Frische in sich trägt.

Die Ostgrenze Itschkeriens verläuft ungefähr auf der Wasserscheide zwischen dem Einzugsgebiet der Ssunscha und dem selbständigen in der Kumüken-Ebene endigenden Flusse Akssai. Das Gebiet von hier nach O bis zur daghestanischen Grenze, also das Gebiet der Flüsse Akssai, Jamanssu und Jarykssu, trägt den Namen Auch. Äußerlich gleicht es Itschkerien; seine besondere Stellung verdankt der Gau seinen Bewohnern, die bei den übrigen Tschetschenen und ihren daghestanischen Nachbarn in schlechtem Rufe stehen wegen ihrer Unzuverlässigkeit und Neigung zu Räubereien, eine Meinung, die ich nur bestätigen kann, da ich hier einmal tätlich angegriffen wurde. Es war das einzige Mal, solange ich überhaupt unter Tschetschenen mich aufgehalten habe.

Der Itschkerien entspreche Teil der Schwarzen Berge westlich des Argun trägt keinen besonderen Namen, hat auch lange nicht die Bedeutung wie dieses, da er von dichten Wäldern bedeckt und nur spärlich besiedelt ist. Es fehlen die weiten Schotterebenen, außerdem ist der Streifen der Vorberge viel schmaler, da das hohe Kalkgebirge hier sehr dicht an die Ebene herantritt.

Folgt man der Straße, die von der Ebene aus das Tschanti-Argun-Tal aufwärts führt und hat man die z. T. sehr enge Schlucht durchmessen, in der der Argun den vorderen Kalkgebirgzug durchsägt, so öffnet sich der Ausblick auf den weiten Talkessel von Schatoi, die tiefste Stelle der Mulde, die sich zwischen dem ersten und zweiten Kamm des Kalkgebirges erstreckt. Eine Häufung von Ortschaften erfolgt hier und weiter hinauf an den Wänden des Kessels, deren Mittelpunkt der große Ort Schatoi ist. Es ist der wichtigste Ort der tschetschenischen Berge, wenn man von Itschkerien absieht, und bildet auch geographisch ihren Mittelpunkt. Abgesehen von seiner Eigenschaft als Verwaltungszentrum dient auch Schatoi, mehr noch als Wedeno, als Sommerfrische für Grosny, mit dem es im Sommer durch einen Autobus Verbindung aufrechterhält. Von hier aus dringt auch russisches oder schlechthin modernes Wesen am stärksten in die Berge ein. Alle Einwohner verstehen Russisch, was sonst eine große Seltenheit ist. Während in den inneren Bergen nur die flachdachigen Häuser oder gar die alten Turmbauten anzutreffen sind, herrscht in Schatoi und den Nachbardörfern durchaus das ziegelgedeckte Satteldachhaus. Auch den Tschetschenen gilt es als eine Art kultureller Mittelpunkt. Außerdem ist der Menschenschlag hier sehr schön und stattlich; besonders die Schönheit der Schatoier Mädchen wird viel gerühmt und nicht mit Unrecht (Abb. 1).

Der Raum zwischen der vorderen Kalkkette und der hier vorwiegend wohl aus Schiefern und Sandsteinen gebildeten zweiten Kette, der sich von Schatoi nach W erstreckt, wird durch Querrücken in mehrere Becken ist das der oberen Gechi, das daher auch am besten besiedelt ist. Der Eindruck ist freilich ein ganz anderer als der des reichen, blühenden Kessels von Schatoi, liegt das Gechi-Becken doch etwa 1000 m höher als dieser und ist größtenteils waldlos. Die Siedlungen machen einen viel ärmlichen Eindruck und bestehen durchweg aus niedrigen flachdachigen Steinhäusern, zwischen denen viele alte Turmbauten auffallen. Zentrum ist das Dorf Galantschotsch, das im Übergangsgebiet zwischen dem melancholischen, offenen Schiefergelände und den im N prächtig aufsteigenden, bunten Wänden des Kalkgebirges liegt (Abb. 2).

Bei der völligen Ungangbarkeit der Gechi-Klamm sind die Bewohner von Galantschotsch gezwungen, an ihren schroffen Wänden in die Höhe zu steigen, wenn sie nach der Ebene wollen — ein besonders in der prallen Sommer — und Herbstsonne sehr mühsames Beginnen — , und über die von zahlreichen trichterförmigen Karstdolinen durchsetzten Almen des Kalkgebirges ihren Weg zu nehmen. Sie müssen es aber öfters tun, um die Erzeugnisse ihrer Viehwirtschaft gegen Kukuruz (Mais) umzutauschen, da das eigene Getreide bei weitem nicht ausreicht, den Bedarf für das ganze Jahr zu decken. Das gilt übrigens für die meisten Dörfer des höheren Gebirges. Der Gau wird nach dem nächst bedeutenden Dorfe auch Akki genannt.

Durch den hohen, zackigen Zug des Borsonti wird das Gechi-Becken von dem der Fortanga getrennt, das auffällig stark bewaldet ist. Zentrum ist Meredschoi. Hier wohnte früher der nach der Unterwerfung des Landes bis auf geringe Reste nach der Türkei ausgewanderte tschetschenische Stamm der Karabulaken.

Östlich des Scharo-Argun erstreckt sich — immer zwischen den beiden Ketten des Kalkgebirges ß der Gau Tschaberloi, von dem man das untere und das obere Tschaberloi unterscheidet. Getrennt werden beide durch die Andische Wasserscheide, die hier aber nicht mit der Andischen Kette zusammenfällt, sondern etwa 10—15 km westlich von deren Kamm verläuft. Der Andische Koissu hat sein Einzugsgebiet im Ansalta-Bach über die Kette hinweg nach W vorgeschoben; in enger Schlucht wird sie von diesem Bach durchbrochen. Die Wasserscheide selbst ist eine ganz flache Schwelle.

Das untere Tschaberloi liegt ähnlich wie Galantschotsch schon beträchtlich über den Argunläufen, ist aber stärker zerschnitten als jenes. Durch ihre Waldlosigkeit und brütende Hitze erinnern seine engen Schluchten schon an den Daghestan. Verwaltungspunkt des gesamten Tschaberloi ist Tschobachkineroi, ein ganz unbedeutendes Dorf, von dem sich aber ein wundervolles Gebirgspanorama von machtvollem Aufbau bietet. Durch die Lücke, die hier der Scharo-Argun in die zweite Kette gerissen hat, grüßt von S das breite, firnbedeckte Haupt des Diklos herüber.

Stärker individualisiert als Landschaftseinheit ist das obere Tschaberloi. Es ist ein weiter, flacher Kessel, der aber infolge seiner Ausdehnung als Hochfläche empfunden wird und deshalb stark an die gleichartigen daghestanischen Bildungen erinnert, denen er auch in seiner Baumlosigkeit, Ungeschütztheit gegen Sommerhitze und Winterkälte und den Dorfanlagen gleicht. Etwa 200 m über dem Kessel liegt in dessen Ostumrandung der von hohen Bergwänden eingefaßte, schöne Forellensee Esen-am, 1868 m ü. d. M., an dem die sogenannte Zarenstraße von Wedeno nach Botlich Botlich in Daghestan entlang führt. Den übrigen Tschetschenen gelten die Tschaberloier schon mehr mit den benachbarten großen daghestanischen Orten Andi und Botlich verbunden als mit den tschetschenischen Basarplätzen.

Folgt man von Schatoi aus dem Tschanti-Argun auf dem leidlichen Fahrwege und hat man die finstere und außerordentlich eindrucksvolle Klamm hinter sich, mit der er die zweite Kette durchsägt, so erweitert sich das Tal bedeutend. Die hier völlig waldlosen Hänge werden mit Eintritt in das Schiefergebiet flacher und diese Gestalt behält der Oberlauf des Argun bis zum Beginn des Hochgebirges. Die größte Breite erreicht seine Talsohle bei Itum-Kale mit fast ½ km und da hier auch ein breitsohliges Tal von SO her einmündet, so hat sich ein Bevölkerungszentrum entwickelt; Itum-Kale bildet den Verkehrs — und Handelsmittelpunkt für die ganze Südhälfte der tschetschenischen Berge. Zu seinem lebensvollen, bunten Wochenmarkte kommen die Leute, abgesehen vom eigentlichen Bezirk von Itum-Kale, der den Gaunamen «Tschanti» trägt, auch aus dem oberen Scharo-Argungebiet, ebenso aus Galantschotsch und dem wilden Maisti und Mälchsti. Ja sogar Chewsuren in ihrer interessanten Tracht sieht man ab und zu. Von hier strahlen auch die Wege aus, die über das Hochgebirge nach Tuschetien und Chewsuretien hinüber führen, nämlich nach ersterem entweder über Scharoi und den Katschu-Paß oder über Childecheroi, und nach letzterem über Mälchisti und Schatil. Schon vor der Russenzeit war Itum-Kale eine stark befestige Zentrale mit vielen Wehrtürmen. Nach deren Zerstörung bauten die Russen eine weiträumige Festungsanlage, die jetzt natürlich in Ruimen liegt, sie wird bald völlig verschwunden sein, da ihre Steine als Baumaterial weggeschleppt werden.

Zum näheren Einflußgebiet Itum-Kales gehören verschiedene Seitentäler des Tschanti-Argun, von denen hier nur das durch Holz — und Webearbeiten bedeutende Tal von Chotscharoi und das von kaum übersteigbaren Bergmauern eingerahmte Gebiet von Childecheroi genannt seien.

Denselben landschaftlichen Charakter wie der Oberlauf des Tschanti — hat der des Scharo-Argun; auf seinen flachen Schlieferhängen liegen die Ortschaften in den verschiedensten Höhen verteilt. Hauptort ist das hochgelegene Scharoi mit zwei weithin sichtbaren, dräuenden alten Türmen (Abb. 3). Seine wehrhaften Bewohner machten 1919 der auf S. 8 erwähnten georgischen Expedition viel zu schaffen und waren noch 1925 gegen die Sowjets aufständig. Und zwar aus religiösen Gründen: die kommunistische Verneinung Gottes empörte die frommen Mohammedaner, genau so wie 1921 im benachbarten Daghestan. Bei der räumlichen Begrenztheit des Aufstandes wurden sie jedoch von den Bolschewisten ungewöhnlich nachsichtig behandelt, während man unter den tapferen Daghestarnern blutig aufgeräumt hatte. In den letzten Jahren ist auch dieses Gebiet durch einen Straßenbau erschlossen worden; die Straße führt von Schatoi hinüber zum Scharo-Argun und an diesem entlang bis Scharoi. Sie soll u. a. den Abtransport des beim Dorfe Chulandoi einstweilen mit primitiven Mitteln abgebauten Antimons ermöglichen. Infolge der größeren Entfernung vom Zentrum Itum-Kale sind Sitten und Lebensweise der Bewölkerung im Oberlaufgebiet des Scharo-Argun wesentlich ursprünglicher als in dem des Tschanti-Argun, wenn man von dessen Quellgebiet absieht.

Diese Quellgebiete des Tschanti-Argun dürfen nun von allen tschetschenischen Gauen das Hauptinteresse des Forschers beanspruchen eben wegen ihrer ethnologischen Ursprünglichkeit. Sie sind von Itum-Kale nur 1—2 Tagemärsche entfernt. Das enge Kerbtal, durch das der Argun nach der Einmündung des Kii-Baches, flußaufwärts gerechnet, hindurchtost, ist jedoch schwer zu passieren. Die Erosionswirkung ist an waldfreien Stellen außerordentlich; zumal bei Tauwetter sausen aus großer Höhe ständig Gesteinssplitter in das schäumende Bergwasser, ein Umstand, der für den Wanderer eine nicht geringe Gefahr bedeutet.

Zwei Gaue sind aus diesem Gebiet zu nennen, Maisti und Mälchisti. Maisti, das auf Childecheroi nach W folgende rechte Seitental des Tschanti-Argun, ist ebenso wie dieses durch meist nur für den Alpinisten übersteigbare Seitenmauern umrahmt, im S aber noch durch das Massiv des Tebulos-mta völlig abgeriegelt, von dem der größte Gletscher des Ostkaukasus bis etwa 2800 m herabkommt. Abgesehen von dem bis auf 1800 m herabreichen Trogal und einem kurzen Stück vor der Einmündung in den Argun ist das Maisti-Tal einevöllig ungangbare Klamm. Hoch oben erst; wo die Talwände weiter zurücktreten, ist Platz für Siedlungen. Die über blauschwarze, sehr harte und glatte Schieferplatten hinaufführenden Pfade sind selbst für das sichere Gebirgspferd gefährlich, so daß man fast nur Maulesel sieht. Aus demselben Grunde hält man auch mehr Ziegen als Schafe.

Nur drei Dörfer birgt dies letzte, tiefste Tal der tschetschenischen Berge mit insgesamt etwa 300 Seelen. Trotzdem verdient es besonders genannt zu werden, da sich hier die alte Hochgebirgsturmkultur, die sich einst viel weiter erstreckte, noch ziemlich unberührt erhalten hat. Noch wohnt man ausschließlich in den finsteren, die von hohen, schalken Wehrtürmen überragt werden, (Abb. 4) und ausgedehte Kolonien von Totenhäusern deuten auf alte religiöse Vorstellungen, die auch heute unter der erst christlichen, jetzt mohammedanischen Oberfläche noch weiter bestehen.

Dasselbe gilt von dem argunaufwärts folgenden Gau Mälchisti. Das Arguntal, vor allem das seines linken Nebenflusses Meschi-achk, ist hier wieder etwas offener, und so sieht man überall von den Hängen die alten Turmbauten heruntergrüben. Über ein Dutzend Dörfer verzeichnet in diesem Gebiet die 5 Werst-Karte, in Wirkllichkeit gibt es deren nur drei: Dscharego, Teretego und Bonisti, das übrige sind burgartige Einzelhüfe, deren Beschreibung weiter unten folgt. Die Bewohner bilden zusammen mit denen von Maisti den tschetschenischen Stamm der Kisten. Mit ihren Nachbarn, den Chewsuren, die auch auf dem Nordhang einige Dörfer haben, leben sie eher in Fehde als in Frieden. Ursache hierfür ist gewöhnlich Viehdiebstahl auf den Hochweiden und damit verbundener Totschlag. Der Fehdezustand erstreckt sich jedoch meist nur auf einzelne Dörfer bzw. Sippen, nicht auf die ganzen Stämme. So lebten während meines ersten Aufenthaltes 1919 die Dscharegoer Kisten in Feindschaft mit den Schatiler Chewsuren, beim letzten Aufenthalt nicht mehr, dafür aber der direkte Weg nach Tiflis verschlossen. Die Antwort auf die Frage: «Wie steht ihr mit den Einwohnern dieses oder jenes Dorfes?» lautet jedenfalls nie schlankweg «gut» oder «schlecht», sondern «zur Zeit gut» oder «zur Zeit schlecht».

Über Lage und Gestalt der Ssunscha-Ebene wurden schon eingangs einige Ausführungen gemacht. Völlig eben ist sie nicht, sie neigt sich leicht nach NO und zeigt kaum merkliche Bodenwellen. Außerdem beleben zahllose Kurgane von I bis etwa 6 m Höhe die flachen Felder. Die Flußtäler sind so breit, daß sie für eine viel größere Wassermasse bestimmt erscheinen als für die, die heute hindurchfließt. Auch bei kleineren Bächen hat das Tal noch an 100 m Breite, das des Argun ist bis 1 km breit, das der Ssunscha stellenweise wohl gar 2 km. Der Höhenunsterschied zwischen Talsohle und Steppe kann bis 20 m betragen. auf weite Strecken ist der Talboden mit dichtem Gestrüpp bedeckt, z. B. der der Ssunscha, in dem sich u. a. auch Wildschweine tummeln. Zu den zahlreichen Flüssen und Bächen, deren Strömung immer noch recht rasch ist, kommen Bewässerungskanäle hinzu, die aber auch im Laufe der Zeit die Form von Flußläufen angenommen haben. Künstliche Bewässerung ist in größerer Entfernung vom feuchteren Gebirgsfluß eben doch schon erforderlich, besonders für Gartenkulteren in der Nähe von Grosny.

Die Ebene ist heute größtenteils von Steppe bedeckt, die mit Annäherung an das Gebirge wesentlich frischer wird. Früher soll aber der Überlieferung zufolge auch hier der Wald weit verbreitet gewesen sein. Seine Spuren sind noch in ausgedehnten, bis zu 5 meter Höhe erreichenden Buschbeständen erkennbar. Während aber die edleren Hölzer abgeschlagen werden. läßt man das dicht wuchernde Christdorn-Gestrüpp stehen; es nimmt schon bedeutende Flächen ein, die somit natürlichvöllig nutzlos daliegen.

Die Steppe ist ihrerseits schon stark durch Ackerland eingeschränkt. Mais und wieder Mais, dieses Hauptnahrungsmittel für Mensch und Tier, soweit das Auge reicht. Andere Früchte, besonders Getreide, verschwinden demgegenüber völlig. Der fruchtbare Boden hat eine hohe Bevölkerungsdichte zur Folge. Zwar liegen die Dörfer oft meilenweit auseinander, dafür haben sie aber zuweilen erstaunlich hohe Einwohnerziffern. Das Dorf Schali z. B. hat nach der Zählung von 1926 15000 Einwohner, Urus-Martan gar über 20000! Da sie außerdem noch sehr weitläufig gebaut und die meisten Höfe noch von Maisgärten umgeben sind, so kann es Stunden dauern, bis man solch ein Dorf durchquert hat. In der Regel besteht der Dorfplan aus vielen parallelen Straßenzügen, die durch gelentliche Querstraßen mit einander verbunden werden. Die in Itschkerien so verbreiteten, aus vielen Einzelgehöften bestehenden weit zerstreuten Dorfanlagen fehlen vollkommen. Im Grün versteckt, von hohen Pappeln überragt, machen die Dörfer mit ihren sauber getünchten, ziegelgedeckten Satteldachhäusern einen sehr freundlichen, kultivierten Eindruck. Nichtsdestoweniger sind die Bewohner aber noch reichlich unfügsam; Bandenwesen herrscht in hohem Maße, mehr als in den Bergen. Ich kannte russische Polizeibeamte, die nach längerer Tätigkeit in der Ebene zur Erholung einen Posten in den Bergen erhalten hatten.

Die Zahl der in der Ssunscha-Ebene wohnenden Tschetschenen beläuft sich nach der Zählung von 1926 auf etwa 190 000. Da nun der Flächenraum mit reichlich 2000 qkm angesetzt werden kann, so kämen auf 1 qkm ungefähr 90 Menschen, eine für diesen Erdraum gewiß sehr bemerkenswerte Dichteziffer! Dabei ist die Bevölkerung von Grosny mit 95 000 Einwohner nicht mit einbegriffen. Zwei Drittel des ganzen Volkes wohnen also in der Ssunscha-Ebene, obwohl sie nur etwa den vierten Teil des Autonomen Gebietes der Tschetschenen einnimmt.

Etwa genau soviel Flächenraum wie die Ssunscha-Ebene nimmt das Gelände der beiden die Ebene im N begrenzenden Hügelzüge des Terek-Ssunscha-Gebirges ein. Es ist aber wegen seiner Öde und Unfruchtbarkeit — letzters wegen Wassermangels — so gut wie unbewohnt und wird nur als Weidegebiet benutzt, wenigstens so weit die Tschetschenen daran interessiert sind. Seine besondere Bedeutung erhält es jedoch durch die sogenannten Alten Petroleumbohrfelder Grosnys, die sich am Nodhange des südlichen Höhenzuges befinden.

B) Sprachliche Stellung und dialektische Verschiedenheiten.

Die Bevölkerung des Kaukasus besteht aus drei großen Gruppen: I. den eigentlichen Kaukasusvölkern, 2. Arischen Völkern, 3. Turkvölkern. Die Tschetschenen gehören nun zu den eigentlichen Kaukasusvölkern, die Karthwelier im SW mit dem Hauptvolk der Georgier, 2. Die Abchasen, Ubychen und Tscherkessen im NW und 3. Die Tschetschenen und daghestanischen Völker im NO. Nach dem Urteil der Sprachforscher, besonders des Barons von Uslar, stehen die Tschetschenen sprachlich unter den Kaukasusvölkern den Daghestanern am nächsten. Auch kulturell hat man sie der daghestanischen Gruppe zugeordnet, worüber man jedoch verschiedener Ansicht sein kann; meiner Ansicht nach sind sie ethnologisch viel eher den zentralkaukasischen Völkern zuzuzählen, wie noch näher dargetan werden soll. Man wird in diesen Dingen besonders von dem ausgezeichneten russischen Sprachforscher Jakowlew wertvolle Aufklärungen zu erwarten haben, der sich mit der tschetschenischen Sprache in den letzten Jahren befaßt hat und auch ethnologisch arbeitet.

Nächst den Georgiern sind die Tschetschenen mit über 300 000 Köpfen das zahlenmäßig stärkste der eigentlichen Kaukasusvölker. Sprachlich und kulturell gehören zu ihnen aber ohne weiteres noch die Inguschen und der kleine Stammessplitter der Batser am Südhange des Hauptkammes7). Die Kopfzahl der Tschetschenen im weiteren Sinne würde dann etwa 400 000 betragen. Dialektunterschiede bestehen wohl, sie sind aber ganz geringfügig, so daß Tschetschenen und Inguschen sich mühelos miteinander verständigen können. Trotzdem müssen die Inguschen als ein besonders Volk betrachtet werden, da sie politisch eine Sonderentwicklung durchgemacht haben, was ja in der Ausdruck kommt, Tatsache zum Ausdruck kommt, daß ihnen von der Sowjetregierung ein eigenes Autonomes Gebiet errichtet wurde.

Auch die Sprache der Tschetschenen im engeren Sinne, von denen in dieser Arbeit nur die Rede ist, weist anscheinend noch geringe dialektische Verschiedenheiten auf. Bemerkt habe ich das jedenfalls bei den Kisten von Maisti und Mälchisti, in deren Munde die mir bekannten tschetschenischen Worte einen etwas anderen Klang hatten. Als Beispiel erwähne ich das tschetschenische Wort für Wehrturm «bau», das bei den Kisten «vau» lautete. Ebenso wurde mir versichert, daß auch die Tschaberloier eine vom übrigen Tschetschenischen leicht abweichende Sprechweise hätten. Auch lexikalische Unterschiede zwischen dem Tschetschenish der Ebene und dem der Berge wurden mir genannt.

Da aber zu diesen sehr geringen dialektischen Unterschieden wesentlich stärkere kulturelle hinzukommen, so kann man doch von einer Gliederung der Tschetschenen in kleinere Stämme sprechen. Man wird dabei auch an den Stamm der Karabulaken denken müssen (ein Name offensichtlich türkischer Herkunft: kara-schwarz, bei Wasser im Sinne von schlecht, trübe gebaucht; bulak-Quelle), die, wie schon erwähnt, im Fortanga-Gebiet saßen und nach der Besitzergreifung des Landes durch die Russen bis auf geringe Reste, die sich im Dorfe Atschchoi-Martan in der Ebene erhalten haben, nach der Türkei auswanderten. Rückwanderer siedelten sich in dem Aul Sagopsch in der kleinen Kabarda an. Die Karabulaken sollen sich durch ganz besondere Wildheit und Verwegenheit ausgezeichnet haben und dialektische sowohl von den Tschetschenen wie auch von den benachbarten Inguschen leicht verschiedenen gewesen sein. (Nach Iwanow, Lit. Verz. 17). Als tschetschenischen Namen des Stammes nennt Jakowlew den Namen «earštchuoj».

C) Geschichtliches. Untersuchungen über die Herkunft der Tschetschenen müssen sehr schwierig sein, da wir ja nicht wissen, unter welchem Namen die Tschetschenen früher einmal aufgetretenen sind. Denn der jetzige Name ist neueren Ursprungs. Er bedeutet zunächst nichts anderes als Bewohner des etwa 15 km südöstlich Grosny am Argun gelegenen Dorfes Tschetschenen, eines Dorfes, da einst am weitesten von allen tschetschenischen Dörfern nach N vorgeschoben war, mit dem also Russen, Kabardiner und andere zuerst in Berührung kamen. Der Russe sagt also «čečenec», Mehrzahl «čečency», der Kabardiner «šašan», der Ossete «tsatsan». In der deutschen Kaukasusliteratur hat sich bedauerlicherweize der Name «Tschetschenen» eingebürgert, obwohl es richtig «Tschetschener» heißen müßte; der Einheitlichkeit halber wird jedoch auch in dieser Arbeit «Tschetschenen» gesagt. Zum ersten Male schriftlich belegt ist der Name «Tschetschenen» in einem Vertrage der Russen mit dem Kalmükenführer Ajuki-Chan aus dem Jahre 1708. (Nach Berge, Lit. Verz. 3, S. 140). Selbst nennen sich die Tschetschenen «nachčoi» was einfach Volk bedeutet, wie so manche andere Völkernamen (Singular nachčuo). Nach Laudajew S. 3 (Lit. Verz. 24) werden sie von den Daghestanern «burtel», vn den Kumüken «mičikiš» genannt. Das Wort setzt sich nach Laudajew zusammen aus «mičik» und «giši», «giši» soll im Kumükischen Leute bedeuten. «mičik» heißt ferner ein rechter Zufluß des Ssunscha-Nebenflusses Gudermes im östlichsten Winkel der Ssunscha-Ebene also im Grenzland gegen die Kumüken. Au einer sehr interessanten alten, von einem Gehilfen Schamils entworfenen Karte (Lit. Verz. 37), die den Herrschaftsbereich Schamils, als das nördliche Daghestan und das Tschetschenen-Gebiet, umfaßt, indet sich das Wort «mičik» auch als Gauname für besagtes Gebiet eingetragen. «mičikis» ist nach Ansicht Semenows (Lit. Verz. 46, S. 217) gleichbedeutend mit dem Namen des alten Volkes der Massageten, was noch durch andere, von ihm nicht näher bezeichnete Quellen erwisen sei. In diesem Zusammenhange erwähnt er auch die tschetschenischen Dorfnamen Machketi und Mesketi, ersteres in Itschkerien, letzteres in Auch gelegen).8

Ferner ist zu erwähnen der Name «Kisten», mit dem die Gebirgsgeorgier die Tschetschenen, im besonderen ihre unmittelbaren Nachbarn, also die Bewohner von Maisti und Mälchsti, belegen und der auch in der deutschsprachigen Literatur vorkommt, auch in der Form Kistiner. Die Bewohner der Kistengaue bezeichnen sich selbst und werden von ihren Stammesgenossen nur nach ihren Landschafts bzw. Sippennamen Maisti und Mälchisti bezeichnet. Anscheinend hat der Name Kisten auch für die Inguschen gegolten, nach dem Flußnamen Kistinka zu urteilen, den der 5 Werst-Karte zufolge zwei rechtsseitige Zuflüsse des Terek in der Darial-Schlucht tragen.

Wenn nun auch schriftliche Zeugnisse fehlen, so haben natürlich die Tschetschenen eine mündliche Überlieferung bezüglich der Herkunft ihres Volkes und seiner weiteren Schicksale. Es muß nur dabei im Auge gehalten werden, daß diese Überlieferungen keine eigentliche Volksgeschichte darstellen, sondern daß es lediglich Familienüberlieferungen sind. Denn ihre Geschichte als Volk beginnt streng genommen erst mit der Bildung des Autonomen Gebietes durch die Sowjets. Von jetzt ab erst treten alle Zweige des Volkes geschossen auf den Plan. Bis dahin bestand ihre Geschichte nur in einem Nebeneinanderleben verschiedener Stämme oder besser noch von Sippen, Großfamilien, die wohl zeitweise z. T. gemeinsam handelten, ebenso oft aber einander befehdeten. Soweit wir wissen, hat es also niemals einen tschetschenischen Herrscher gegeben oder sonst etwas einer Regierung ähnliches, der das ganze Volk für längere Dauer gefolgt wäre. Selbst zur Zeit der kaukasischen Kriege galt das noch. Hauptsächlich kämpfen nur die Tschetschenen gegen die Russen, au die sich unmittelbar der Einfluß Schamils erstreckte, d. h. die an den Dagestan grenzenden Gaue, besonders die Itschkerier. Auch der Volksname «nachčoi» z. B. ist nach Laudajew erst in jüngerer Zeit für alle Tschetschenen gültig geworden; bis dahin bestanden nur die verschiedenen Gaunamen.

Es existiert nun bei den Tschetschenen eine Sage über den Ursprung ihres Volkes, die verschiedene Varianten aufweist. Se ist tatsächlich sehr verbreitet; mir wurde sie verschiedentlich erzählt. Ich gebe sie in der Form wieder, wie sie sich bei Semenow verzeichnet findet (Lit. Verz. 46, S. 209), da sie dort ausführlicher dargestellt ist, als ich sie hörte. Es handelt sich dabei um Übersetzung eines arabischen Textes, der von einem Mullah im Jahre 1828 niedergeschrieben wurde. Die Sage hat demnach folgenden Wortlaut:

Geschichte der Auswanderung des Stammes Nachtschu aus dem Dorf Nachtschuwan im 63. Jahr nach der Hedschra (also 685 n. Chr.).

Aus dem Dorf Nachtschuwan zogen drei Brüder aus: Abdul-Chan, Raschid-Chan und Hamsat-Chan, Söhne des Said-Ali-Schami, der seinerzeit den Titel Saiedul-Umarai-Sultanu-Salatini hatte, 100 Jahre lebte und in Schami starb. (Schami = Damaskus oder Syrien).

Nach dem Tode des Vaters ging ihre Fürsten — und Sultanswürde über in die Hände dazu nicht berechtigter. Infolgedessen flohen die Brüder nach Nachtschuwan. Aus Nachtschuwan gingen sie nach Kagysman, wo Verwandte des Vaters wohnten. Dort lebten sie 10 Jahre. Der jüngste Bruder starb daselbst. Von Kagysman siedelten Abdul-Chan und Raschid-Chan nach Arsuman über, wo sie 6 Jahre wohnten. Dort starb der zweite Bruder Raschid-Chan. Abdul-Chan übersiedelte nach Chalyb mit seiner Familie, die aus drei Söhnen, vier Töchtern, seinem Weibe und einem Neffen bestand. Hier heiratete Abdul-Chan die Tochter des Fürsten der Ungläubigen Albulat. Er ließ den Neffen in Chalyb zurück und zog mit der Familie an einen Ort, wo außer Wölfen und anderen wilden Tieren niemand weiter wohnte und wo der kleine Fluß Baschan (Baschan) floß. Dort errichtete verschiedene steinerne Türme. Von seinen dort geborenen Söhnen nannte er einen Baschan. Dort starb er auch 90 Jahre alt.

Nach Abdul-Chan blieben drei Söhre übrig: Scham-Chan, Said-Ali und Fachruddin und vier Töchter: Sagidat, Habisat, Fatimat und Sainab. Scham-Chan verheiratete im 153. Jahre nach der Hedschra seine Schwestern an Fürsten von Abasakan und nahm sich selbst bei ihnen ein Weib, die Tochter Surchais. Seiner Schwestern wegen entstand zwischen ihm und den Abasaken ein Streit, weshalb er und seine Brüder vom Baschan zu einem kleinen Fluß übersiedelten und dort ein Sohn geboren, den sie Argun nannten. SaidßAli blieb dort wohnen, für Fachruddin wählten sie als Wohnplatz BaimaßSawraini (in einem anderen Bericht heißt es Syrin-kort, der östliche der beiden Hügel südlich Grosny), Scham-Chan aber zog nach Naschach und wohnte dort in einem von ihm erbauten steinernen Turme. Das war im Jahre 213 nach der Hedschra. Scham-Chan starb in Naschach. Nach ihm bildeten sich in Naschach 13 Geschlechter. Argun, der Sohn Said-Alís, überließ seinen Wohnsitz seinen Brüdern und zog nach Machketi (in Itschkerien).

Weiter ist in dem Text die Rede von Dingen, die mit der Ausbreitung der Tschetschenen direkt nichts mehr zu tun haben, von Fürsten der Kalmüken in der Ebene, von vermutlich chasarischen Fürsten und von der Ausbreitung des Islam, Dinge, über die außerdem andere Berichte vorliegen.

Die Sage hat offensichtlich unter dem Einfluß des Islam ihre ursprüngliche Gestalt verloren. Sie ist ja auch gerade zur Zeit des Aufkommens des Müridismus im Daghestan niedergeschrieben. So werden zunächst die Namen der Helden in echt arabisch-mohammedanische umgewandelt sein, die ja auch heute als Vornamen bei den Tschetschenen so gut wie bei anderen mohammedanischen Völkern verwandt werden. Zu der Annahme ist man um so mehr berechtigt, als in einer andereb Form der Sage der Name des aus Damaskus auswandernden Stammvaters anders laulet, nämlich Turpal. Andere Namen aus den Stammessagen sind Molkcha oder Malkchu, dessen Sohn heißt Tinawin-wissu, seine Recken Tinielder, Termagalla, Guno-Karkaloi, Gardaseirik, Schirdi-Kanat u. a. (Berge, Lit. Verz. 3, S. 124).

Wenig Glauben verdienen auch die Zeitangaben. Da der Stammvater unbedingt ein Rechtgläubiger sein mußte, so konnte der ‚Schreiber der Sage die Auswanderung auch erst nach Mohammeds Wirken stattfinden lassen. Daß kleinere mohammedanische Völker ihre Vorfahren gern als echte Mohammedaner hinstellen und aus der Familie des Propheten, ist ja eine bekannte Erscheinung. Im Nibelungenliede gehen die Helden ja auch als fromme Christen zur Kirche. Bei den Tschetschenen ist es nun erwiesen, daß ihre Vorfahren erst vor rund 200 Jahren zum Islam bekehrt wurden.

Man hat die Sage aus diesen Gründen als für die Aufklärung der tschetschenischen Geschichte belanglos hingestellt, so Berge und Jakowlew9) (Lit. Verz. 19); ich glaube jedoch, daß man den geographischen Kern des Ganzen nicht völlig außer Acht lassen darf. Schon der Gleichklang des tschetschenischen Ethnikons «nachtschoi» (nachčoi) bzw. «nachtschuo» mit «Nachtschuwan» oder «Nachitschewan» sollte doch zu denken geben, wenn man nicht etwa umgekehrt annehmen will, daß erst auf Grund des Volksnamens «nachtschoi» die Sage den Ursprung des Volkes volksetymologisch nach Nachitschewan verlegt hat. (Außer der bekannten Stadt Nachitschewan am Araxes gibt es nach dem Ortsverzeichnis der 5 Werst-Karte noch ein Dorf Nachitschewan in der Nähe des in der Sage ebenfalls erwähnten Städtchens Kagysman in Zentralarmenien zwischen Eriwan und Kars.) Dazu kommt dann die bestimmte Nennung anderer armenischer bzw. nordostkleinasiatischer Orte, wie Arsuman (nach Semenow = Erserum=, und Chalyb. Ein Volk der Chalyber wohnte nach dem Zeugnis antiker Schriftsteller an der Südostküste des Schwarzen Meeres.

Diese Ortsangaben verdienen um so mehr Beachtung, als es feststeht, daß ein altkaukasisches Volk, die Moscher (Mos-cher) eben aus diesen Gegenden einst nach NO zog (Leonhard, Lit. Verz. 25, S. 295= wie ja überhaupt die engen Verbindungen der kaukasischen Welt mit Armenien und Vorderasien besonders in der Sprachforschung immer mehr hervortreten.

Der Landschafts — und Volksname Abasakan ist sicher gleichbedeutend mit Abchasien bzw. Abchasen. Nach Ansicht Semenows kann jedoch auch die Kabarda damit gemeint sein. Mit dem Flußnamen Bas-chan dürfte der Baksan gemeint sein, was für Kabarda sprechen würde.

Hinweisen möchte ich bei dieser Gelegenheit darauf, welch wertvolle Aufschlüsse eine genauere Untersuchung der geographischen Namen des Tschetschenen-Gebietes für die Sprach — und Geschichtsforschung noch bringen kann. Ich habe mich damit begnügen müssen, den Gleichklang tschetschenischer Ortsnamen mit nichttschetschenischen, bzw. nichtkaukasischen festzustellen und muß es Fachleuten überlassen, zu entscheiden, ob diese Übereinstimmungen vielsagend oder nichtssagend sind. Es sind reine Zufallsfunde, von denen ich hier einige erwähnen möchte. So gibt es nördlich vom See Esenßam einen Gebirgszug Kerket mit gleichnamigem Paß, über den die Straße von Wedeno in Itschkerien nach Botlich im andischen Daghestan führt. Der Name entspricht vollkommen dem antiken Namen Choi; eine gleichnamige Stadt gibt es am Urmia-See in Nordwestpersien. Nach Persien deutet ebenso ein nur wenige Kilometer vom tschetschenischen Dorfe Choi gelegener Ort Parsenoi. Der Name des Flusses Argun kommt, wie ich dem Ortsverzeichnis der 5 WerstßKarte entnehme, in den Kaukasusländern noch mehrfach vor, teils als Flußß, teils als Ortsname. (Lit. Verz. 48) Eigenartig sind die Übereinstimmungen gerade, was die Flußnamen anbelangt, mit Sibirien. Bekannt ist der Quellfluß des Amur, mit Namen Argun oder Ergune. Derartige Übereinstimmungen ließen sich noch viele anführen.

Bei Benutzung der russischen Karten ist freilich Vorsicht geboten, da sie die tschetschenischen Ortsnamen häufig stark verstümmelt wiedergeben. Als Beispiel führe ich die Namen einiger Ortsnamen bzw. Einzelfestungen in Mälchisti an wie sie auf der 5 Werst-Karte10) verzeichnet sind und wie sie in Wahrheit ausgesprochen werden.

Nach der 5 Werst-Karte Aussprache der Einw.

Džarego — Dža’re

Sachano — Sa’chen

Ikišlo — Ikilče

Teretego — Te’rtje

Muzo — Me’si

Bonisti — Bänist

Kagnjacho — K’e’gnjech

Banacho — Bana’ch

Kamalago — Koma’lche

Dorze — Do’dze

Bazdeti — Ba’ste

Ami — A’me

Oder im Nachbargau Maisti:

Pogo — Pu’hu

Togo — T’u’ga

Wenn diese Abweichungen nicht auf Unachtsamkeit der russischen Kartographen beruhen, so bleibt noch die Möglichkeit, daß die Ausprache der benachbarten Chewsuren maßgebend gewesen ist; für Džarego trifft dies jedenfalls zu, für die übrigen Orte habe ich es nicht mehr nachprüfen können. Außerdem sei noch folgende Abweichung erwähnt, die weniger auf Ungenaigkeit der Kartographen als vielmehr auf einem Mißverständnis beruhen dürfte. Die Karte verzeichnet Scharo’i, Schikaro’i, Santcho’i, Schato’i, usw., die Tschetschenen, die ich über diesen auffälligen Unterschied befragte, gaben mir folgende Erklärung, wenn ich die einfachen Leute recht verstanden habe. Das Dorf heiße an und für sich Schare, Schikare usw.; Scharoi, Schikaroi wäre indessen nicht direkt unrichtig, es bedeute nur nicht den Ort selbst, sondern die Bewohner desselben, deutsch ausgedrückt also die Schare’er usw. Die Bewohner oder der Dolmetscher der russischen Kartographen hätten eben die Frage, wie der Ort heiße, immer nach der Bewohnerschaft beantwortet. Vielleicht liegt der Grund auch darin, daß die Tschetschenen an und für sich eher sagen z. B. «Ich gehe zu den Schare’ern» als «Ich gehe nach Schare»; es würde sich das daraus erklären, daß ja die Bewohnerschaft eines Gebirgsauls viel mehr eine geschlossene Einheit darstellt, als wir es aus unseren Verhältnissen heraus uns vorstellen können; gehört doch vielfach die gesamte Einwohnerschaft ein und derselben Familie an, die mithin geschlossen, sei es feindlich, sei es freundlich, den anderen Aulen bzw. Familien gegenübersteht. Ich möchte diese Ansichten jedoch nur mit größter Vorsicht äußern, da ich keine näheren Untersuchungen darüber angestellt habe.

Im übrigen haben sich die Leute vielfach schon auf die russische Benennungsweise ihres Ortes eingestellt und nennen ihn dem Fremden gegenüber nach Art der Russen. Das gilt auch für den Volksnamen Nachtschoi. Dem Fremden gegenüber bezeichnet man sich als Tschetschene. In den abgelegenen Gebirgstälern freilich erhält man weder die eine noch die andere Antwort. Das Nationalitätsbewußtsein ist hier noch ganz unentwickelt, von einem Nationalgefühl im westeuropäischen Sinne natürlich ganz zu schweigen. Der Gebirgler bezeichnet sich eben nur als Mitglied dieses oder jenes Dorfes bzw. Sippe oder Großfamilie und sieht auch um sich herum nur solche verschiedenen Sippen; das Verständnis für den übergeordneten Begriff des Volkes ist ihm in seinem abgeschlossenen Tal noch nicht aufgegangen.

Mit der Ankunft des Stammes auf kaukasischem Boden, über die uns die erwähnte Sage vielleicht einen Anhaltspunkt gibt, beginnt der zweite Abschnitt der Geschichte des Volkes. Hierüber liegen nun bedeutend sicherere Nachrichten vor, wenn dieselben auch ausschließlich aus mündlichen Familienüberlieferungen bestehen mit all ihren Unsicherheiten besonders bezüglich der Zeitangaben. Diese Unsicherheit scheint, aber nicht in dem Maße für den geographischen Inhalt der Überlieferungen zu gelten, der uns hier hauptsächlich interessiert; es herrscht in dieser Beziehung nämlich in den verschiedenen Überlieferungen auffällige Übereinstimmung.

Die folgenden Angaben enthalten das wesentlichste aus einigen hierüber erfolgten Veröffentlichungen, teils von gebürtigen Tschetschenen, wie Laudajew, teils von gebürtigen Tschetschenen, wie Laudajew, teils von im Tschetschenengebiet tätig gewesenen russischen Beamten wie Ippolitow und Popow. (Lit. Verz. 24, 33. 47).

In diesem zweiten Abschnitt der tschetschenischen Geschichte handelt es sich vor allem um die Ausbreitung über das von ihnen heute eingenommene Gebiet. Hierbei lassen sich drei Phasen unterscheiden.

Als Ausgangspunkt melden die Überlieferungen mit großer Übereinstimmung den Ort (vielleicht ist es auch als Gauname aufzufassen) Naschach oder Naschache, also denselben Boden bezeichnet wird. Ein Dorf Naschache existiert heute noch und zwar im östlichen Teile des Gaues Galantschotsch oder Akki. Außerdem ist das Wort noch erhalten im Namen des Kalkgebirgsmassivs Naschacho-lam, der den Gau nach N gegen das niedere Waldgebirge abschließt. Zu den ältesten Siedlungen gehört auch Maisti. Beide Orte erfreuten sich noch lange großen Ansehens unter den Tschetschenen; besonders in strittigen Fragen des Adats, des Gewohnheitsrechtes, sollen die weisen Alten dieser Orte als letzte Instanz gegolten haben. Als älteste Gaue werden ferner genannt Childecheroi, Tschanti (Gegend von Itum-Kale). Recht früh scheinen auch die Gebiete von Scharoi, Schatoi und Tschaberloi eingenommen worden zu sein.

In größerem Abstande scheint dann erst die zweite Phase der Ausbreitung eingesetzt zu haben, die nach dem niedrigen Waldgebirge gerichtet war, vor allem ostwärts nach Itschkerien und Auch. Die Gründung der Dörfer in Itschkerien, als deren älteste Ersenoi, Agaschpatoi, Zontoroi genannt werden, soll nach den Ermittlungen Popows vor 600, 800 oder gar 1000 Jahren erfolgt sein, Zeitangaben, die naturgemäß höcht unsicher sind. Es würde das ungefähr mit der Blütezeit des georgischen Reiches unter der Königin Tamara (im 12. Jahrhundert) zusammenfallen. Vielleicht ist die Machtentfaltung der Georgier nach allen Seiten mit ein Anlaß gewesen zur Wanderung der Tschetschenen nach O. Daß der georgische Eibfluß sich damals auch auf den Nordhang des Kaukasus erstreckte, ist durch die Kirchenruine Tzchaba-Erdi unweit der tschetschenischen Grenze in Inguschen erwiesen, die im georgischen Stil des. 9. Jahrhunderts gehalten ist (Genaue Beschreibung bei Vsevolod Miller, Lit. Verz. 29), u. a. auch noch durch eine Inschrift in georgischen Buchstaben an einem alten Totenhause in einem Seitentale der Assa in Inguschien, die von Prof. Jakowlew gefunden wurde. (Lit. Verz. 19, S. 20). Der Gau Auch ist dabei ausschließlich von Leuten aus Akki (Galantschotsch) besiedelt worden; die Auch-Leute nennen sich selbst auch heute noch Akki.

Nach der Überlieferung sollen auch die Inguschen und die Karabulaken vom Zentrum Naschache aus in ihre heutigen Sitze gelangt sein.

Damit war die Besiedlung des tschetschenischen Berggebietes vollendet. Erst in weitem Abstande folgte die dritte und letzte Phase der Ausbreitung, nämlich die Besiedelung der Ebene. Sie begann etwa um den Anfang des 18. Jahrhunderts. Zur freiwilligen Besiedlung trat nach Beendigung der kaukasischen Kriege noch die unruhigen Tschetschenen hier besser beobachten konnte, als es in den Bergen möglich war. Auch heute dauert die Auswanderung nach der Ebene noch an, auch jetzt veranlaßt und gefördert durch die Regierung. Es handelt sich um die reichen Ländereien, die den sowjetfeindlichen Kosakenstanizen längs der Ssunscha gehört hatten und nach deren Vernichtung den Gebirglern zur Verfpgung gestellt wurden. Man will damit dem empfindlichen Mangel an brauchbarem Ackerland in den höheren Bergen steuern. Ebenso verfährt man jetzt in den anderen autonomen Republilken, besonders in der daghestanischen.

Die Ausbreitung der Tschetschenen hat die Ssunscha-Ebene schon hinter sich gelassen. Eine Reihe von Aulen befindet sich schon jenseits der niedrigen Höhenzüge längs des Terek. Ebenso gibt es einige auf daghestanischem Gebiet in der Kumüken-Ebene, deren Bewohner sich 1917/18 durch Vernichtung der dortigen blühenden deutschen Kolonistendörfer einen traurigen Ruhm erworben haben.

Nun darf natürlich nicht angenommen werden, daß die Ausbreitung der Tschetschenen zu dem heutigen Volkskörper ganz aus einiger Kraft erfolgt wäre, sondern es steht fest, daß sie dabei im Laufe der Zeit viele fremde Bestandteile in sich aufgenommen haben. Es wird dies wiederum durch die Familienüberlieferungen bestätigt. Sehr stark sind dabei georgische Volkselemente beteiligt gewesen, d. h. solche der Berggeorgier und unter diesen werden besonders die Tuschen erwähnt. Deren Einfluß ist stark spürbar im Scharo-Argun-Gebiet, aber auch weiter abwärts, z. B. im Gebiet von Schatoi. Mir war dort ein Mann durch seine ausgeprägt georgische Physiognomie aufgefallen. Es erwies sich auch, daß seine Familie tatsächlich georgischen Ursprungs, aber längst tschetschenisiert war. Andere Familien wieder sind daghestanischen Ursprungs, auch kumükischen, persischen u. a. Eine Familie will sogar firengischer, d. h. westeuropäischer, eine andere wieder griechischer Abstammung sein.

Als Grund für das häufige Einströmen fremder Elemente in den tschetschenischen Volksköper wird gewöhnlich angegeben, daß dieselben bei den Tschetschenen, die stets ein demokratisches Volk ohne ständische Gliederung gewesen seien — sie unterscheiden sich noch heute, d. h. bis zur Revolution, darin von den anderen kaukasischen Bergvölkern — , vor der Bedrückung durch eigene oder fremde Gewalthaber Zuflucht gesucht hätten. Es werden vermutlich auch solche darunter gewesen sein, die sich der Strafe für irgend welche Vergehen entziehen wollten.

Man wird vor allem auch annehmen müssen, daß die Tschetschenen bei ihrem Vordringen nach O in ein z. T. wenigstens schon besiedeltes Gebiet kamen. Vielleicht wohnten schon daghestanische Stämme dort. Laudajew erwähnt jedenfalls ausdrücklich (S. 11 u. 12), daß das Land awarischen Chanen gehört hätte, von deren Zinsherrschaft die Tschetschenen sich erst im Laufe der Zeit freigemacht hätten, zumal die Aucher. Auch heute noch wohnt der awarische Stamm der Salauter am Nordlang der Andischen Kette; jedoch nur in einem etwa 30 km breiten Streifen westlich des Ssulak; westlich des Aktasch wohnen nur Tschetschenen.

Die Volkszahl der Tschetschenen dürfte also früher viel geringer gewesen sein als heute, und damit auch ihre politische Bedeutung.

In der Ssunscha-Ebene wohnten vor den Tschetschenen auch schon Russen. Semenow schreibt ausdrücklich S. 206: «Aus vielen Anzeichen geht zweifelsfrei hervor, daß seit der Mitte des 16. Jahrhunderts auf tschetschenischem Gebiete auch orthodoxe Russen siedelten». Als dieselben, wohl aus Sicherheitsgründen, sich hinter den Terek zurückzogen, folgten die Tschetschenen nach. Eine Vermischung mit ihnen erfolgte jedenfalls nicht.

Beim Vordringen in die Ebene hatten die Tschetschenen Reibereien mit den Kalmüken, teilweise auch — im W — mit den Kabardinern. Von einer Verschmelzung mit jenen istnichts verlautet. Rein mongolische Merkmale habe ich z. B. unter den Tschetschenen nicht beobachtet.

Die Kurgane schreiben sie einem Volke Ani zu, das einst in der Ebene gewohnt haben soll. Der Name des Feldes Ani-irsau südwestlich Urus-Martan erinnert daran. (G. A. Wertepow, Lit. Verz. 41, S. 11—21).

Während bischer nur die Rede von der Aufnahme fremder Volksbestandteiledurch die Tschetschenen war, so sei hier auch ein Fall erwähnt, in dem sie ihrerseits in Nachbarvölkern aufgegangen sind. So wurde mir die interessante Tatsache erzählt, daß ein beträchtlicher Teil der Bewohner der Stanize Tscherwljonaja am Terek von Tschetschenen des Itschkerischen Dorfes Guni abstamme, die jetzt aber vollkommen russifiziert und echte Kosaken geworden wären. Diese Tatsache beweist aufs neue, wie nachhaltig der Einfluß der Kaukasusvölker auf die Kosaken gewesen ist, nicht nur in Lebensweise, Kleidung und allgemeiner Geistesrichtung, sondern auch durch Blutmischung. Die erwähnten Tschetschenen sollen einst zu den Kosaken geflüchtet sein, um der Bekehrung zum Islam zu entgehen.

Hierzu sei noch bemerkt, daß die Einteilung der Ausbreitungsgeschichte der Tschetschennen in drei Perioden von mir stammt. In den erwähnten Veröffentlichungen ist sie aber ohne weiteres gegeben und auch in Anbetracht der vorhandenen Zeitangaben erscheint sie mir berechtigt und vor allem geeignet, einen besseren Überblick über die Entwicklung zu bieten.

Entscheidend für die Geschicke des tschetschenischen Volkes wird dann die Bekehrung zum Islam, die im 18. Jahrhundert vom Daghestan aus begann, wo er schon im 8. Jahrhundert durch die Araber hingebracht worden war, wenn auch die völlige Islamisierung, besonders des Nordwestens, sicher erst viel später abgeschlossen war. Die Tschetschenen gerieten dadurch auch unter den Einfluß des Müridismus, im besonderen Schamils, der ihre völlige Bekehrung dann durchführte. Teils freiwillig, teils gezwungen durch die Despotie Schamils, nahmen sie an den erbitterten Kämpfen gegen die Russen teil, die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts mit ihrer Unterwerfung endeten. Eine starke mohammedanische Bewegung ging noch einmal nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches durch das Land, als, wie schon erwähnt, der Tschetschene Dischninski das Nordkaukasische Emirat gründete, in dem ich selbst tätig war. Emir war ein Aware Usun-Hadschi, ein wie ein Heiliger verehrter Greis; Dischninski nannte sich pompös Großwesir. Man wollte die Zeit des in den Bergen unvergessen Schamil wieder erneuern und kämpfte gegen die Kosaken. Die Sowjets beseitigten dieses Emirat bald wieder, ermordeten den ihnen infolge seiner Begabung unbequemen Dischninski und errichteten 1923 das Autonome Gebiet der Tschetschenen.

D) Anthropologische Beobachtungen. Das tschetschenische Volk ist rassisch genau so wenig einheitlich wie irgend ein anderes. Ebenso aber wie bei den meisten Völkern ein bestimmter Typ herausgebildet wird, der als die charakteristische körperliche Erscheinungsform empfunden wird, so auch bei den Tschetschenen. Und zwar zählt dieser unstreitig zur vorderasiatischen Rasse. Die Tschetschenen machen darin keine Ausnahme von den übrigen kaukasischen Völkern, deren anthropologischer Grundstock ebenfalls von dieser Rasse gebildet wird. Deren Merkmale sind bekannt. Es handelt sich also um mittel — bis großwüchsige kräftige Menschen mit kurzem, steilem Kopf, starker Adlernase und gewöhnlich dunklem Haar und Augen.

Man muß jedoch auch innerhalb der vorderasiatischen Rasse, die ja über ein riesiges Gebiet verbreitet ist, genau so mit verschiedenen Schlägen rechnen, wie man es innerhalb der hellen nordwesteuropäischen Rasse z. B. schon getan hat. Innerhalb der mir näher bekannten Völker mit vorderasiatischer Rassengrundlage — den Nordarmeniern, Ostgeorgiern mit Pschawen und Chewsuren, aserbeidschaner Tataren, einer Reihe daghestanischer Völker, Inguschen und in geringerem Maße Kumüken und Osseten — habe ich jedenfalls sehr deutlich unterschiedene Schläge dieser Rassen geglaubt feststellen zu können.

Um den tschetschenischen Vorderasiaten zu kennzeichnen, möchte ich mich zunächst negativ ausdrücken. Sein Profil hat nicht die übertriebene vorderasiatische Form, wie sie etwa bei den Armeniern so häufig beobachtet werden kann. Ein derartiges Profil, etwa wie das des von v. Luschan aufgenommenen Armeniers, um ein bekanntes, in viele rassenkundliche Bücher übergegangenes Bild zum Vergleich heranzuziehen, kommt bei den Tschetschenen überhaupt nicht vor. Freilich ist es auch nach meinen Beobachtungen unter den Armeniern durchaus eine Seltenheit. Der von mir aufgenommene Tschetschene, Abb. 5 und 6 rechts, dürfte innerhalb seines Volkes wohl das Extrem an vorderasiatischer Gesichtsbildung darstellen. Den tschetschenischen Normaltypus zeigt etwa Abb. 7. Es ist also ein durchaus gemildertes vorderasiatisches Profil mit zwar großer, doch mäßig geschwungener und nicht fleischiger Nase und mit leidlich gebildetem Kinn, letzteres besonders im Gegensatz zu Abb. 5, auf der, wie allgemein bei ausgesprochen vorderasiatischen Profilen, das Kinn weiter zurücktritt und flacher ausgebildet ist, als es unserem Schönheitssinne entspricht. Das Profil Abb. 7 wirkt nicht auffällig, sondern ausgeglichen und gefällt durch seinen Schwung und kühnen großen Schnitt. Auch der rechts sitzende Mann auf Abb. 8 ist ein guter Vertreter hierfür. Sein Gesicht wird man ohne Einschränkung als männlich schön bezeichnen können. Die Gesichter sind durchaus häufig, die an das Raubvogelhafte des vorderasiatischen Typs kaum noch erinnern, sondern eine fast gerade und schmale Nase haben und bei denen nur der kurze, steile Schädel des vorderasiatische Erbe andeutet. Diese ebenmäßigen Gesichter sind es, die den alten Ruhm kaukasischer Schönheit begründet und seiner Zeit wohl auch Blumenbach u. a. veranlaßt haben, seinen Begriff der kaukasischen Rasse aufzustellen. Man hat früher, besonders zur Zeit der kaukasischen Kriege, als Bodenstedt im Kaukasus weilte, die Kaukasusvölker zu sehr idealisiert, insbesondere ihre körperliche Schönheit vielleicht über Gebühr gerühmt. Später ist man in den umgekehrten Fehler einer allzu nüchterne Betrachtungsweise verfallen. Irreführend wirken hierbei oft Veröffentlichungen anthropologischer Aufnahmen, bei danen naturgemäß gern extreme Typen ausgewählt werden. Das gilt z. B. von dem in Günthers Rassenkunde veröffentlichen Bilde eines Imeretiners aus Kutais, das wohl einen der häßlichsten Männer darstellt, die in dieser Stadt zu finden waren. Demgegenüber muß wieder einmal betont werden, daß die Kaukasusvölker und unter ihnen besonders die Nordkaukasier an körperlicher Schönheit ihre Nachbarvölker auf jeden Fall übertreffen. Man braucht sich nur einmal von Rostow her dem Kaukasus zu nähern und man wird beobachten können, wie sich auf den Stationen die reinen Kaukasiergesichter mit ihren großen und geraden Zügen aus der Masse der unklareren russischen Physiognomien herausheben.

Was den Körperbau anbelangt, so fand ich bei Armeniern, Ostgeorgien, Chewsuren und Daghestanern in der Hauptsache mittelgroße, kräftige Gestalten, oft weniger schlank als untersetzt, auf keinen Fall großwüchsig; stellenweise ist der Menschenschlang ausgesprochen klein, wie in manchen Gebieten Daghestans, z. B. Kasikumuch, Gumbet. Ihnen gegenüber fallen die Tschetschenen entschieden durch höheren Wuchs auf. Man braucht nur einmal vom letzten Chewsurendorf Schatil nach dem Kistendorf Dscharego zu wandern und man staunt geradezu über den plötzlichen anthropologischen Wechsel: bei den Chewsuren robuste, breite Gestalten, bei den Kisten hochgewachsene, schlanke, ja elegante Erscheinungen. Diese Beobachtung wird mir bestätigt durch die Berichte Radde’s. (Lit. Verz. 36).

Denselben Unterschied konstatierte ich zwischen Itschkerien einerseits und Andiern und Awaren, besonders Gumbetern, andererseits.

Die Schlankheit wirkt manchmal direkt übertrieben, so daß man von gertenschlank sprechen kann. In anderen Gegenden würden derartige Gestalten vielleicht als schwächlich bezeichnet werden; mit Unrecht, denn die Schultern sind gewöhnlich breit, schmal sind nur die Hüften. Der Körper erhält dadurch einen ungemein biegsamen, elastischen, manchmal etwas lässigen Zug. Sehr unterstrichen wird diese Linie noch durch die in der Ebene ziemlich allgemein getragene Tscherkesska. (Abb. 9). In den Bergen wird es weniger erkennbar, weil dort gewöhnlich der schwere Schafpelz die Glieder verhüllt, ausgenommen Mälchisti, so wieder die Tscherkesska vorherrscht.

Fettleibigkeit, die ich bei Armeniern und Ostgeorgiern sowohl bei Männern als auch bei Frauen oft beobachtete, besonders in vorgerückteren Lebensjahren, fehlt so gut wie ganz; Straffheit und Magerkeit herrschen vor.

Großgewachsen erscheinen die Tschetschenen vielleicht nur ihren Nachbarvölkern gegenüber; das Durchschnittsmaß erreicht kaum das des Norddeutschen. Größen über 1,85 m habe ich mit Sicherheit nur zweimal beobachten können. Der eine war ein Kiste aus Mälchisti, der andere, der größte Tschetschene überhaupt, war der schon erwähnte Großwesir des einstigen Emirats, Dischninski. Dieser Umstand trug übrigens nicht wenig dazu bei, sein Ansehen unter den einfachen Gebirglern zu festigen. Er war auch gleichzeitig eine durchaus aristokratische Erscheinung, die alle Vorzüge der Rasse in sich vereinigte, freilich auch die Fehler.

Im vorstehenden wurde die Rassengrundlage des tschetschenischen Volkes als vorderasiatisch bezeichnet, man könnte sie aber auch mit demselben Recht dinarisch nennen. Dinarische Menschen habe ich auf Wanderungen in Kärnten und Steiermark und unter serbischen Kriegsgefangenen in größerer Zahl beobachten können und wenn ich sie vergleiche mit dem vorherrschenden Menschenschlag bei den Tschetschenen, so finde ich keinen wesentlichen Unterschied, der dazu berechtigen würde, im Gegensatz zu ersteren hier von einer besonderen vorderasiatischen Rasse zu sprechen. Für Armenier und manche Daghestaner mag dies berechtigt sein, doch auch nur in dem Sinne, daß die kennzeichnenden Merkmale der dinarischen Rasse hier noch übertriebener ausgefallen sind; der Kopf wird leicht zum ausgesprochen Spitzkopf, die Nase unschön groß; der Wuchs stellenweise etwas kleiner. Bei den Tschetschenen ist das eben im all gemein nicht der Fall, ebenso wenig bei Inguschen und Osseten und auch nicht, nach der landläufigen Vorstellung, bei den Tscherkessen. In diesem einschränkenden Sinne spreche ich also bei den Tschetschenen von vorderasiatischer Rasse.

Die Sonderstellung des vorderasiatischen Tschetschenen wird noch erwiesen durch die Farben von Haar, Auge und Haut. Menschen mit rein schwarzen Haaren, ganz dunklen Augen, die bei Armeniern und auch stellenweise bei Georgiern vorherrschen, sind unter den Tschetschenen nicht allzu häufig, sofern sie beide Merkmale in sich vereinigen. Man kann nur von einem Typ sprechen, der im Gesamteindruck dunkel erscheint. Am ehesten ist noch das Kopfhaar dunkel, auch schwarz, die Augen dagegen braun oder von einer Farbe, die sich schlecht genau bestimmen läßt. Man kann sie vielleicht als ein helles Braun, das einen Stich ins grünliche auffällt, das ist die starke Verbreitung von Blonden und Helläugigen, hauptsächlich der letzteren. Welcher Helligkeitsgrad nun gerade vorherrscht, läßt sich mit Sicherheit nicht sagen; man sieht sowohl graue und graugrünliche Augen als auch rein blaue, himmelblaue Augen, wie sie in Norddeutschland nicht reiner sein können.

Etwas seltener als helle Augen trifft man helles Kopfhaar an. Es liegen hier aber sehr starke Nachdunkelungserscheinungen vor. Bei Kindern sieht man es nämlich wesentlich häufiger als bei Erwachsenen und von dunkelhaarigen Erwachsenen versicherten mir verschiedene, in der Jugend blond gewesen zu sein. Aufgefallen ist mir bei Männern allgemein das frühe Ergrauern; bei Dreißigjährigen war es in der Regel schon deutlich zu erkennen. Sicher ist dafür auch das ständige Tragen der schweren Lammfellmütze verantwortlich zu machen. Auch kahlköpfige Männer sieht man nicht gar so selten. Schädelstudien werden durch diese Sitte natürlich sehr erschwert und man muß schon bei den Leuten übernachten, um bloße Köpfe sehen zu können; im Freien sieht man barhäuptige Menschen, ganz gleich ob Mann, Frau oder Kind, niemals.

Der Farbwert des Blond entspricht vielleicht weniger dem fahlen Blond der Ostrasse als vielmehr dem der Nordrasse und hat Neigung zum Goldblond, wenn ich es auch in reiner Ausprägung nicht beobachtet habe. Auch ausgesprochen rothaarige Individuen habe ich mehrfach gesehen; ihre Augenfarbe war ein ganz helles Braun.

Häufiger als blondes Kopfhaar sind blonde Bärte zu sehen, wobei mir ein braunroter Ton aufgefallen ist, auch bei Männern mit dunklem Haar und braunen Augen. Der Bartwuchs ist schön voll und grade, und es wird auch eine gewisse Sorgfalt darauf verwandt. Auch wallende Barbarossa-Bärte kann man antreffen, wobei zu bemerken ist, daß die Verwendung von Hennah nicht üblich ist. Die Mehrzahl der Männer gestattet sich übrigens nur einen Schnurrbart.

Die Haut des blonden Tschetschenen ist zart und fein, wundervoll der Teint zuweilen bei jungen Mädchen. Bei Männern ist das Gesicht von Wind und Wetter gerötet, nicht gebräunt, ein Umstand, der besonders für die nordische Rasse kennzeichnend ist. Der Leib aber hat weiße Hautfarbe im besten Sinne. Ich konnte das einmal in Mälchisti beobachten. Eine Anzahl von Kisten war damit beschäftigt, Holz den Argun hinunter zu flößen, d. h. lose Stämme, die sie, selbst im Wasser stehend, mit langen Stangen in den nervigen Fäusten zwischen den gischtumsprüchten Felsblöken hindurchbugsierten. Obwohl sie völlig unbekleidet waren, genierten Kolonne. Die waldigen Hänge, der rauschende Bergstrom und die unverhüllten Reckengestalten der Flößer boten damals eine Szenerie von seltener Romantik, die mir ständig in Erinnerung geblieben ist, grade weil ihr ein ausgesprochen nordischer Zug nicht fehlte. Dergleichen günstige Gelegenheiten haben sich mir im übrigen mohammedanischen Kaukasus nicht wieder geboten; eine starke Prüderie hindert hier die Männer, sich unbekleidet zu zeigen. Umgekehrt ist ihnen auch der Anblick des wenn auch nur teilweise entblößten Körpers eines anderen unangenehm; ich mußte das mehrfach konstatieren, als ich im Winter 1919/20 einen Monat lang schwer krank in einem Hause in Botlich (Andisches Daghestan) lag; ich konnte damals keinen der Männer dazu bewegen, mir irgendwie behilflich zu sein und sowie ich Anstalten machte, mich einmal zu erheben, verließ alles trotz meines Gegenredens fluchtartig das Gemach. Ich glaube nicht, daß das auf irgendwelchen Aberglauben, etwa Furcht vor Ansteckung, zurückzuführen war.

Die freieren Auffassungen der Tschetschenen spiegeln sich auch in der freieren Stellung der Frau wieder, die unverschleiert geht und offen mit den Männern sprechen darf, was man im inneren Daghestan kaum jemals beobachten kann.

Um den Gesamteindruck des blonden Tschetschenen verständlicher darzustellen, möchte ich ihn vergleichen mit blonden Nordeuropäern. S. Paudler hat in seinem Werk über die hellfarbigen Rassen scharf unterschieden zwischen der dalischen Cro-Magnon-Rasse und der gewöhnlichen langköpfigen, blonden Nordrasse. Von beiden kommt für einen Vergleich nur die letztere in Frage. Die blonden Kaukasier ähneln ihr in der größeren Weichheit und Glattheit der Linien, den volleren Lippen und im runderen Schnitt der Augenöffnung. Die herben, harten Holzschnittgesichter, wie man sie etwa bei Westfalen häufig sieht, fehlen nach meinen Beobachtungen, ganz zu schweigen von den bei Paudler veröffentlichen extrem-dalischen Typen aus Skandinavien. Sie kommen auch meines Wissens bei anderen Kaukasusvölkern kaum vor.

Ein Vergleich mit den hellen nordwesteuropäischen Langkopfrassen kann aber nur bezüglich der Farben und der Form des Gesichtes durchgeführt werden. Im Schädelbau unterscheiden sich die blonden Tschetschenen nämlich nicht von ihren dunkleren Stammesgenossen. Hier wie dort derselbe kurze steile Schädel, auch dieselbe Adlernase. Der Mann in der Mitte von Abb. 8 vereinigte alle Farbenmerkmale des hellen Schlages in sehr reiner Form in sich, war über 1,80 m groß, hatte aber dabei einen selbst für tschetschenische Verhältnisse kurzen und hohen Kopf. Längere Schädel mit geringer Hinterhauptswölbung kommen vor, sind aber genau so auch bei dunkelhaarigen und — äugigen zu finden. Sie erreichen jedoch nie das Ausmaß des normalen nordischen Langschädels. Nichtsdestoweniger machen hochgewachsene blonde Tschetschenen mit ihren langen, schmalen Gesichtern und in ihrem ganzen Auftreten tatsächlich durchaus den Eindruck von blonden Nordländern.

In Maisti und Mälchisti lassen sich Schädelbeobachtungen sehr leicht anstellen, da man in dortigen Totenhäusern Schädel in großer finden kann. Ich fand auch dort keine Langschädel; freilich habe ich keine Messungen vorgenommen, sondern nur nach dem Augenmaß geschätzt.

Dieser schlank gewachsene, kurzköpfige und großnasige Menschenschlag, der also sowohl in dunkler wie auch in heller Komplexion auftritt, überwiegt unter den Tschetschenen so stark, daß die noch vorhandenen anderen Rassenbestandteile das Gesamtbild nicht wesentlich abändern können. Der wichtigste von diesen ist ein Typ, der dem alpinen gleichkommt. Es handelt sich also um meist dunkle, kurzgewachsene Menschen mit plumpem Körper — und Schädelbau. Abb. 5 u. 6 zeigt einen Vertreter dieser Rasse, der aber verhältnismäßig regelmäßige Gesichtszüge, insbesondere eine ziemlich feine Nase aufweist, während die Gesichter im allgemeinen eher unschön wirken. Soweit meine Beobachtungen reichen, scheint dem alpinen Tschetschenen das Rundliche, Volle zu fehlen, das den Alpinen Mittel — und Westeuropas gewöhnlich kennzeichnet. Der Körper ist eher straff und kantig, was vielleicht durch die Lebensweise mit bedingt ist. Ich kann nicht sagen, daß ich zwischen diesem und dem hochgewachsenen Typus in bedeutender Menge Mischtypen angetroffen hätte. Beide existieren vielmehr unvermittelt nebeneinander. Ich entsinne mich nicht, einen großgewachsenen Tschetschenen getroffen zu haben, der einen massigen Kopf mit kurzer Nase und flachem Profil gehabt hätte oder umgekehrt einen kurz und untersetzt gebauten, mit vorderasiatischer Schädel — und Gesichtsbildung. Die beiden Männer von Abb. 5 u. 6 sind im Sitzen aufgenommen und erscheinen daher groß. In Wirklichkeit war der Vorderasiat rechts gut einen Kopf größer als der Alpine links.

Unbedeutend erscheint mir der Anteil der das russische Volk hauptsächlich aufbauenden Ostrasse. Von ausgesprochen mongolischen Rassenmerkmalen, die ja bei der früheren Nachbarschaft der Kalmüken und der jetzigen der Nogaier immerhin möglich wären, habe ich ebenfalls nichts beobachten können. Sie finden sich weit eher im nördlichen Awarien, doch auch nur in Form von besonders stark hervortretenden Backenknochen; Mongolenaugen sind mir nicht begegnet.

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Примечания

1

Eine landeskundliche Studie über den Nordostabhang des Kaukasus ist in Vorbereitung.

2

Näheres darüber enthält mein Aufsatz in der Zeitschrift «Osteuropa» 1928, Heft 10: «Vom kulturellen Leben in den kleinen Autonomen Gebieten des Nordkaukasus».

3

Der in der Literatur gebräuchliche Name «Pirikitelische Kette», ein Wort georgischer Herkunft, ist am Nordhange des Gebirges vollkommen unbekannt. Der tschetschenische Name, der in dieser den Tschetschenen gewidmeten Arbeit allein verwendet werden soll, lautet «Basch-lam» (lam = Berg, Gebirge).

4

Russische Bezeichnung für das Gebiet der Tschetschenen.

5

Russ.: «Ingušija». Dies ist die vom Inguschen-Institut in Wladikawkas neueingeführte Bezeichnung. Bis dahin bediente man sich gewöhnlich des georgischen Wortes «ingušeti», d. i. Ingeschenland, russ.: «ingušetija», Inguschetien.

6

Einheimischer zweirädriger Karren.

7

Die Batser wohnen in den Gemeinden Sagirta und Indurta in Tuschetien. Ferner gibt es tschetschenische Niederlassungen am kachetischen Alasan nahe der Alwanischen Ebene; es sind die Gemeinden Oberß und UnterßPankis. (Merzbacher, Lit. Verz, 28, I, S. 209).

8

Auf Grund einiger Linguistischer und ethnologischer Erscheinungen z. B. Spuren früheren Matriarchates, glaubt Jakowlew die Tschetschenen mit den Gargaräern, Jasamaten und Sauromaten der alten Schrifsteller in Verbindung bringen zu können. (Lit. Verz. 19).

9

Nach Jakowlew ist die Sage aus dem Daghestan übernommen und entspricht genau der Familienüberlieferung der Schamchale von Tarki.

10

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