Кавказ и Чечня – обозрение европейских ученых. Kaukasus und Tschetschenien. Ein Überblick der europäischen Wissenschaftler

Джабраил Муслимович Мурдалов

Полный перевод книги «Чеченцы» Бруно Плечке, переведены отдельные главы из книг: «Народы Кавказа» фон Эркерт, «Кавказская цивилизация» Артур Байхан. Попробуем вместе выяснить, что же писали о нашей родине иностранные ученые, этнографы и путешественники. До сих пор историки-кавказоведы в своих трудах использовали лишь небольшие цитаты из иностранных публикаций. Эту книгу вы можете читать на русском, deutsch и francais языках. Книгу можно использовать как пособие для аспирантов и студентов.

Оглавление

* * *

Приведённый ознакомительный фрагмент книги Кавказ и Чечня – обозрение европейских ученых. Kaukasus und Tschetschenien. Ein Überblick der europäischen Wissenschaftler предоставлен нашим книжным партнёром — компанией ЛитРес.

Купить и скачать полную версию книги в форматах FB2, ePub, MOBI, TXT, HTML, RTF и других

«Der Kaukasus und seine Völker»

Nach eigener Anschauung von Roderich von Erckert. Mit Textabbildungen und Lichtdrucken, kurzen tabellarischen Resultaten linguistischer und anthropologischer Forschung und einer enthnographischen Karte des Kaukasus. Leipzig. 1887.

XI. Tschetschenzen

Wenn die bisher geschilderten Völkerschaften dem Norden und Nordwesten des kaukasischen Gebiets angehören, so sind die Tschetschenzen, Lesghier und Kumyken (Tataren) die Bewohner des Ostens und Nordostens des Gebirges und der unmittelbar daranstossenden Ebene.

Die Tschetschenzen bewohnen in der Zahl von etwa 180,000 Köpfen den Nordabhang des Gebirgszuges, der sich in ostnordöstlicher Richtung vom Hauptkamm abzweigt und die scharf gezogene natürliche und nationale Grenze zwischen dem Daghestan und der Tschetschna, den Lesghiern und Tschetschenzen bildet, — und die davor liegende Ebene bis zum Terek; aber nicht in geschlossener Gruppe, sondern in der Mitte durch ein von kolonisirten Russen gebildetes Dreieck gesprengt, so dass die Nordwestgrenze des Hauptgebiets der Tschetschenzen, von der Fortanga und Ssunsha (einem rechten Neben — und Parallel-Fluss des Terek) gebildet wird und die Nordgrenze der nördlichen Abtheilung der Tschetschenzen der Terek bildet, zwischen dem und der Ssunsha eine parallele Erhebung den von ihnen bewohnten Streifen südlich begrenzt.

Die vom Gebirgskamm parallel nach Norden herabströmenden rechten Nebenflüsse der Ssunsha durchschneiden das Gebiet durch tiefe und enge Thäler, oder vielmehr Schluchten in sehr bemerkenswerther Weise. Von den ausserordentlich mächtigen und dichten Wäldern ist jetzt meist die Spur nur in einzelnen Waldparzellen erhalten, welche die Ackerflächen durchbrechen und in einzelnen hübschen Baumgruppen häufig bedecken, während es noch grosse Stellen giebt, wo die vor Jahrzerfressen auf derselben Stelle liegen, wo sie gestanden hatten. Der so beschwerliche Waldkrieg der Russen gegen die Tschetschenzen, der in Ueberfällen aus Hinterhalten ihrerseits geführt wurde, bahnte endgültig dem siegreich durchgeführten System den Weg, breite Durchhaue zu machen und an deren Enden kleine Befestigungen anzulegen, um vorgeschobene Operationsbasen zu gewinnen und den Feind immer mehr einzuengen, der in der Tschetschna seine Hauptkämpfer und Kampfmittel fand, so dass mit dem Falle Wedeńs Schamyĺs Macht und Herrschaft zu Ende war, da er alles Ansehen verlor und nur noch als Flüchtling mach dem Daghestan elite, um sich bald darauf den Russen zu ergeben.

Der Argun theilt die Tschtschna in die östliche oder grosse, die bis Itschkerien sich ausdehnt, und die westliche, die bis Itschkerien sich ausdehnt, und die westliche, kleine; beide begreifen aber nur die dem Gebirge vorliegende Ebene, während Itschkerien die Berg-Tschetschna bildet.

Die Tschetschenzen gehörten eine kurze Zeit lang politisch und religiös mit den Lesghiern zusammen, unter der energischen und grausamen Herrschaft von Schamyl in dem von ihm gepredigten und geführten Glaubenskampf gegen die Russen. Sie sind aber ein national getrenntes, selbständiges Volk, über dessen mögliche Urverwandtschaft mit den Lesghiern oder andern Völkern bisher nichts feststeht, und dürfte näheres Erforschen ihrer Sprache jetzt wohl den einzigen dazu führenden Weg bieten.

Da sie keine Schriftsprache besitzen, wie alle sogenannten Bergvölker des Kaukasus, so sind auch die nationalen Ueberlieferungen äusserst unzuverlässig und schwankend. Es scheint aber, als ob die ältesten Stammsitze in ihrem mittleren Gebiet gelegen haben, d. h. wo weiterhin Thuschen wohnen, die in einer Gemeinde sprachverwandt sind, aber sonst als grusinischer Stamm gelten. Je weiter nach Osten und Westen hin, desto jünger scheint die Besiedlung zu sein, wie die allerjüngste am Südufer des Terek erst in Folge der Kriege mit den Russen geschah, welche sie mehr unter Augen und in zugänglicher Gegend, getrennt von ihren Hauptsitzen, wissen wollten.

Vielleicht sind sie verhältnissmässig späte Einwanderer, und ebenfalls wie andere im nördlichen späte Einwanderer, und ebenfalls wie andere im nördlichen Kaukasus auf Wanderungen vorbeigezogen oder abgedrängt worden; oder sie sind Reste von national geschiedenen Heerhaufen der Mongolen und Tataren des dreizehnten Jahrhundert, oder früherer, das südliche Russland beherrschender asiatischer Völker.

Arabische Aufzeichnungen, die in diesen Gegenden von Chasaren, Osseten und selbst Gurdsh (Georgier) sprechen, erwähnten nichts von den Tschetschenzen unter irgend einem Namen, was vielleicht für die eben ausgesprochene Annahme spricht, dass sie erst verhältnissmässig spät in ihre gegenwärtigen Wohnsitze kamen, was ja zum Theil von ihnen selbst insofern angegeben wird, als sie sich grösstentheils als Auszügler aus eng begrenzten Stammsitzen im Gebirge ansehen.

Der Name Tschetschenzen, den sie selbst sich nicht geben, stammt von einer grossen Ortschaft ihres Gebiets, Tschetschen, die seit dem Feldzuge Peters des Grossen nach Persien bekannt ist und am untern Argun liegt; sie selbst nennen sich Nach-tschoi, wo «Nach» Volk bedeutet, aber auch Bär; im benachbarten Awarischen (Lesghischen) würde es Buttermensch bezeichnen, was wohl nur zufällig ist, da der Name Nach-tschoi bei ihnen selbst gebräuchlich ist. — Die verschiedenen früher bei den Russen üblichen Namen waren lokale und über und übertragene Bezeichnungen, die dann verschwanden, als das ganze Volk unterworfen und bekannt wurde. Die Russen unterscheiden gegenwärtig die Galgaier und Inguschen, aber die Tschetschenzen nennen sie beide mit dem gemeinsamen Namen Galgaier. Andere Stämme sind die Nasranower, Galaschewer, Karabulaken (die früher in der Schlucht Datyrchsk wohnten und grösstentheils nach der Türkei zogen; die Zurückgeblieben zogen dann nach Ssaraptscha in der kleinen Tschetschnia am Flusse Pseduch und Tschetschen); aber alle heissen mit dem Gesammtnamen Nach-tschoi. Die, welche am Zusammenflusse des Mitchik Gums (Zuflüsse, von rechts der Bjelaja, die in die Ssunsha mündet), also schon ganz in der Ebene wohnen, wo viele tatarische Namen vorherrschen, nennen sich Mitschikóer, woraus ein verstümmelter Gesammtname Misdchégi entstanden war. Die Itschkérier werden von den Darginern (Lesghiern) Mitschi-chidsch, d. h. Bewohner von Gegenden, wo viel Hirse wächst, genannt. Die Kumyken nennen die Tschetschenzen ebenfalls Mitschi-gysch; die Andier nennen die Tschetschenzen der nördlichen Ebene sind die spätesten und unfreiwilligsten Uebersiedler.

Einige Ueberlieferungen der Itschkerier mögen hier ihren Platz finden, da sie ein Streiflicht nicht allein auf die Abstammung, Verbreitung und Zusammensetzung des Volks der Tschetschenzen, sondern auch auf die Art der Besiedlung des östlichen Kaukasus überhaupt werfen, mit anderen Ueberlieferungen übereinstimmen oder ihnen nicht widersprechen und menschlich und geschichtlich verständlich sind.

Tschingis-Chan, der Herrscher und Heerführer der die ganze Mitte Asiens besiegenden Mongolen, gelangte, vornehmlich an der Spitze der Nogaier-Stämme, bei seinem Vorrücken aus Westasien nach Kaukasus zuerst nach dem Daghestan, der bis vor wenigen Jahrhunderten noch, nicht sowohl den eigentlichen heutigen gebirgigen Daghestan, Lesghistan genannt, sondern den benachbarten Küstenstrich am kaspischen Meer umfasste. Von hier drang Tschingis-Chan wohl auf naturgemässem Wege nach der angrenzenden kumykischen Ebene nördlich davon vor, dann nach Itschkerien (Bergland am Akssai-Flusse, der sich nordöstlich in der Steppe verliert), dem Gebiet des westlich benachbarten Argun und der eigentlichen mehr nördlichen Tschetschna ein (Namen, die erst in viel späterer Zeit entstanden sind). Weiter vordringend befestigte er seine Macht hier durch die Anlage von Thürmen, die meistentheils am Aus — oder Eingange von den hier allgemein und politischen Zweck hatten.

Die Völker — und Heeres-Bewegungen Tschingis-Chańs und seiner Nachfolger (wie schon zu den Zeiten Attilás und wohl mehr oder weniger ähnlich und häufig immer von Seiten asiatischer Stämme und Horden) lösten in einem und demselben Gebiete die Bewohner ab, sie verdrängend oder sich mit ihnen mischend und wiederum Anderen Platz machend. So war es auch hier und unter ähnlichen Bedingumgen. Anschauungen verschiedenster Art und Einfluss verschiedener Sprachen waren die unmittelbarsten damaligen Folgen solcher Wandlungen und Wanderungen. Etwa Anderthalb Jahrhunderte nach Tschingis-Chan trat ein ähnlicher Führer und Herrscher auf, der, von unersättlichem Ehrgeiz und Eroberungstrieb geleitet, seine meist an der Wolga nomadisierenden Völker so viel als möglich durch Zuzüge anderer, geworbener, zu verstärken suchte, ehe er 1380 zu dem Riesenkampf mit den Russen auf dem Kulikower Felde im Quellgebiet des Don schritt, der dem siegreichen Grossfürsten Demetrius (Dimitri) den Beinamen des Donischen (Donskoi) eintrug. Mamai hatte lange Zeit seine Residenz östlich von Stawropol an der Kuma unweit des Ortes Burgon-Madjari, wo er die Fürsten der unterworfenen oder Nachsicht erflehenden Völker stolz empfing und Tribut und Geschenke entgegennahm. Hier wurde Michael, Fürst von Twer, zu Tode gemartert, weil er sich vor Mamai nicht erniedrigen wollte; in Erinnerung hieran wurde später hier ein Kloster errichtet. Von alten Fundamenten aus Ziegeln und selbst vom Münzhof von Mamai werden noch Reste gezeigt. Ob der Name der Ortschaft Madjari eine historische Bedeutung hat oder ein tatarisches Wort ist, muss dahingestellt bleiben. Der Zusatz Burgon kommt daher, dass zu Zeiten Katharinás II hier ein reicher Gutsbesitzer polnischer Nationalität sass, der ausgezeichnete Burgunder-Trauben zog und den Wein in Petersburg der Kaiserin vorsetzte.

Die in den Haufen Mamaís kämpfenden Hilfsvölker aus Polowzen, charischen Türken, Tscherkessen, Jassen (Ossen, Osseten, Asen), Juden (am Kuban wohnend, vielleicht Chasaren, die jüdischer Religion waren), Armeniern und krimschen Genuesen bestehend und unter seiner Herrschaft zu einem gemeinschaftlichen Zweck ein äusserlich Ganzes bildeten, das aber des nationalen und moralischen Bandes entbehrte, da nur egoistische oder aufgedrungene Interessen es belebte, fielen von selbst nach der Niederlage Mamaís grossentheils auseinander und zogen, des Kampfes müde, geschwächt und gedrängt nach verschiedenen Richtungen in grösseren oder geringeren Gemeinschaften und Haufen fort, in sichere oder ferne Gegenden.

In Itschkerien waren die Trümmer der von Tschingis-Chan früher besiegten Einwohner, deren Grabstätten bei Gersel-A-ul (Chassaw-Jurt, Jachssai-Jurt) und Major-tug (westlich davon und Major-Lager bedeutend) liegen und von denen ein Theil am Argun und im Daghestan in wenig wirthlichen Gebieten lebte, leicht von Mamai unterworfen und beherrscht worden, so dass der herrschende Stamm der Nogaier es vorzog, aus alter Gewohnheit nach der Steppe und Ebene zu ziehen, die gegenwärtig die kumykische genannt wird. Für diese Kumyken gewann das von ihnen verlassene, nun Itschkerien genannte Gebiet die Bedeutung von Itschi-Geri (Itschkerien), d. h. der Mitte einer von Erhebungen eingeschlossenen Ebene, oder der Mitte eines früher mächtigen und herabgekommenen, armen, schwachen Volkes; daher auch der Name. Mamai hatte als Statthalter hier den Beg Jachssai zurückgelassen, der dem Volke die nationalen Sitten und Einrichtungen liess; in Folge dessen nannte dasselbe aus Dankbarkeit den Hauptfluss des Gebietes Jachssai-Ssu (Jachssai-Fluss), woraus Akssai entstand. Andere Haufen Mamaís, des Krieges müde, zogen nach noch mehr abgelegen und von der Natur geschützten Gegenden weiter ińs Gebirge; so die Andier (Lesghier) als armenischer die Zudacharer (Lesghier) als grusinischer u. s. w.

In verhältnissmässig später Zeit wurden alle diese und andere Stämme zum Muhamedanismus bekehrt, der hier dauernd Wurzeln fasste, zumal die christliche Religion nur ganz äusserlich und daher nie tief gehend gewirkt hatte.

Nach übereinstimmenden Ueberlieferungen scheint festzustehen, dass die Gegend am Argun, die Mitte des Gebiets der Tschetschenzen (jetzt ziemlich nach Westen verschoben), und Naschaché (am oberen Tschanty-Argun) deuten, zumal natürlicher Weise die besten, waldlosen Stellen besetzten, in denen sie erst später durch Vermehrung und Zuzüge eingeengt und bedrängt wurden.

Solches musste zu Reibungen und Feindseligkeiten führen, zu diesen kamen noch fremd gewordene Begriffe, Gewohnheiten und religiöse Anschauungen, die im Verein mit der wilden Natur und ihren nützlich und schädlich wirkenden, vielfach unerklärlichen Erscheinungen Aberglauben und allerhand Vorstellungen erzeugten, so dass je das Individuum oder die Familie, seltener eine grössere Gemeinschaft an besondere Naturkräfte glaubte und sich eigene Götter oder richtiger Götzen schuf. Ohne Schriftsprache, ohne Lehrer und ohne Gliederung und Ordnung verwilderten und verkamen die Itschkerier, die von Hause aus wohl theilweise verschiedener Nationaltät waren. So wurden Ehen mit Christen und Juden und anderen geschlossen und aus Mangel an Weibern solche von den Nachbarn oder Feinden geraubt, wovon die Spuren sich noch bis heute erhalten haben. Die aus solchen Mischehen Gebornen nahmen unwillkürlich verschiedene Anschauungen und Gebräuche der verschiedenen Eltern an. Auch auf die Sprache musste solches einwirken; daher finden wir im Tschetschenischen grusinische, kumykische und russische Wörter und Bezeichnungen von Lokalitäten. Solche Zustände mögen einige Jahrhunderte fortgedauert haben, so dass infolge dessen hier ein Volk lebte, welches die Itschkerier als ein solches nennen, das gar keine Gesetze besass: «Zaa-din-bozuschnach». Wenn auch Gegend und Lebensverhältnisse manche Uebereinstimmung hervorriefen, so liessen doch Egoismus, Rechtlosigkeit, Raub, Diebstahl und Rache nichts gedeihen und führten schliesslich zu der Ueberzeugung, etwas Festes, Allgemeines herstellen zu müssen, zu welchem Zweck die verschiedenen grösseren Familien oder Geschlechtskreise beschlossen, auf dem Berge Kettech-Kort zusammenzukommen zu gemeinsamer Berathung und Feststellung eines Sittengesetzes, «Adat» genannt, dem sich das ganze Volk unterwarf, nur geringe Ausnahmen, auf lokale Verhältnisse begründet, zulassend.

Der Name des Berges Kettesch-Kort, nahe dem Aul Zontari, zwischen dem Akssai und dem Mittellauf der oberen Bjelaja, östlich von Wedén, bedeutet auf tschetschenisch wörtlich («Kette — er kam hin, er verstand, er begegnete», — und Kort — Kopf, erhöhter Ort; also Kettesch-Kort) Berg der Begegnung; er wird bei den Tschetschenzen heilig gehalten, sowohl seines historischen Alters, als auch des hohen Zwecks wegen, dem er diente. Der Kurgan (Grabhügel) auf hoher Erhebung wurde durch Menschenhände zusammengetragen, wie die Ueberlieferung lautet. Der Ort, als das Centrum Itschkeriens, diente ferner stets als Sammelplatz für die Alten der Itschkerier, deren Existenz immer mehr und mehr allgemein feststehender, auf Gebräuchen und Gewohnheiten beruhender socialer und Beziehungen und Vorschriften bedurfte, Adat genannt.

Auf dem Berge Kettesch-Kort wurden nicht allein alle Streitigkeiten und Zwistigkeiten geschlichtet, deren Entscheidung durch die «Alten» man sich unbedingt unterwarf, sondern hier wurden auch Abänderungen des Adat getroffen, wenn sie sich als nothwendig erwiesen, besonders in Folge fortschreitender Entwicklung. Sobald es sich zeigte, dass Streitfragen vorkamen, die man nicht vorhergesehen hatte, begaben sich die «Alten» nach dem Ursitz oder der Urheimat Naschaché, um von dort die Entscheidung zu holen; da nach der Meinung der Itschkerier und Tschetschenzen im engern Sinn dort die reinsten und richtigsten Gewohnheiten und Gebräuche herrschen, so dass noch unlängst ein mit der Entscheidung unzufriedener Itschkerier sich dorthin für endgültige Entscheidung wandte.

Ohne Zweifel waren die jüngern, spätern Auszügler aus Naschaché die Hauptursache und Haupturheber der Feststellung des Adat, da sie aus gebildeteren und fester stehenden Verhältnissen und ältester Niederlassung in wilde und wüste neue kamen. In Naschaché soll eine auffallende Gemeinschaft der Bewohner bestanden haben (etwa an Kasakenthum und überhaupt den Russen noch heute eigenen Associations-Geist und Trieb erinnernd, der vielleicht tatarischen Ursprungs, wie so Vieles bei ihnen ist); diese Gemeinschaft gab sich unter Anderem auch darin kund, dass die Bewohner von Naschaché aus einem grossen, gemeinsamen Kessel (wohl aus mehreren, aber gemeinschaftlichen) speisten, der als Symbol der Freundschaft und Brüderlichkeit der Einwohner galt, die sich gleichem Geschick zu unterwerfen gesonnen sind.

Das Sprachgebiet des Tschetschenischen hat seine kompakteste Verbreitung auf dem rechten Ssunsha-Ufer längs deren Zuflüssen, nur wird am oberen Tschanti-Argun grusinisch gesprochen. Die zweite grosse Sprachgruppe liegt nördlich getrennt am Terek. Nach Osten hin bilden der Jarykssu und Aktasch bis zu ihrem Austritt in die kumykische Ebene die Grenze; nach Westen die Kambiléjewka (Nebenfluss des Terek) und der Terek selbst in der Schlucht von Dsherachow. Am meisten verbreitet unter den Dialekten ist der der Ebene. Eine Eigenthümlichkeit des Tschetschenischen (wie auch des Awarischen) besteht in dem Vorhandensein von mittleren oder scharf leidenden Zeitwörtern; um eine Übertragungstätigkeit anzuzeigen, wird der handelnde Gegenstand aber, auf den die Thätigkeit gerichtet ist, im Nominativ.

Der Dialekt der Itschkerier, obwohl verhältnissmässig alt, bildete sich in Folge der oben angeführten Umstände um, hauptsächlich wohl in Naschaché, dem Stammsitze, in dem sie friedlich und aus verschiedenartigen Elementen sich zusammenfanden. Dass dies der Fall war, bestätigt sich dadurch, dass nach der Ueberlieferung die ersten Bewohner der argunischen und itschkerischen Gebirge ein und dieselbe Sprache redeten und nach denselben Sitten und Gebräuchen lebten, wie die im heutigen Bezirk von Argun, im nördlichen Itschkerien, in der Tschetschena und anderen Gegenden, die weniger dicht von Tschetschenzen bewohnt sind, da diese erst in der Folge sich durch Vermehrung ergiebt sich übrigens, dass der Dialekt von Naschaché ganz derselbe mit dem der Galgaier ist, während diese letzteren sich darin etwas von den Schatoiern, Tschaberlóern und andern unterscheiden, die wiederum eine Nüance mit den Dialekten der eigentlichen Tschetschna und Itschkeriens aufweisen, was nicht ausschliesst, dass sich bei den letztern gewisse kleine Unterschiedene je nach Ortschaften, zeigen.

Die Dialekte der Naschaché und Galgaier stehen dem des gegenwärtigen Bezirks von Argun näher, als denen der Itschkerier und der Bewohner der Tschetschna.

Nahe dem Aul Naschaché liegt, nach der Aussage der Tschetschenzen, der Aul Kereten oder Keretan-Akch, d. h. der Ort des Christen Akchai. Dieser Umstand weist darauf hin, dass das Christenthum hier aus dem benachbarten Grusien eindrang, das durch die heilige Nina zu Anfang des vierten Jahrhunderts christlich geworden war, und wo sich dasselbe ununterbrochen und fest gegen religiös, politisch und national feindliche mächtige Nachbarn: Türken, Perser, Tataren und Bergvölker erhielt. Nach Itschkerien brachten das Christenthum einzelne Persönlichkeiten, die mehr wohl aus Unabhängigkeitstrieb, als Apostel kamen; da aber in den Felsschluchten sich verschiedene Glaubensanschauungen zusammenfanden, so gewann der Bestand des Christenthums nur geringe Festigkeit, zumal keine Autorität oder feste Lehre es aufrecht erhielt. Ein solcher Zustand dauerte bis zum Jahr 722, also etwa 400 Jahre, wo die Araber mit Feuer und Schwert den Muhamedanismus einführten und das rohe und vielfach verschiedene Heidenthum verdrängten.

Nahe dem Aul Belgata, unweit von Dargo, östlich von Wedén, liegen zwei hohe Kurgane, die als religiöses Heiligthum und Wallfahrtsort dienten. Beide Kurgane haben bis heute ihre Namen erhalten; Stella und Jerda.

In späterer Zeit scheint das Christenthum in viele Gegenden und auf mancherlei Arten in verschiedenen Zeiten eingedrungen zu sein, worauf mannigfache Anzeichen hinweisen, so auch der Kreuzes-Schmuck an verschiedenen alten Bauten und einiges Andere. Als ein Beweis dafür, wie überhaupt für grusinischen Einfluss, dürfte auch dienen, dass ganz zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts (1603), als Grusien um Beistand bei dem Zaren von Moskau Gunóff (als Glaubensbruder) bat, dieser einen Abgesandten nach Grusien schickte, um an Ort und Stelle sich über das Verlangte zu orientiren. Ihm kam in der Tschetschna der Thronerbe Grusiens entgegen, um ihn an der Grenze seines Gebiets und seiner Glaubensgenossen zu empfangen, wie dies so oft und besonders im Orient üblich ist, und es lässt sich ebenso wenig voraussetzen als erklären, dass es geschehen wäre, wenn die Tschetschna nicht christlich und nicht unterworfen gewesen wäre.

Damit stimmt auch überein, dass viele Wohnsitze in dem Tschetschenzengebiet grusinische Namen haben, und nach der Ueberlieferung die Gebirgsgegenden überhaupt meist den Grusiern unterworfen waren.

Die Tschetschenzen haben eine besondere Sympathie für die Kabardiner, die sie «delikate» Leute nennen, und von denen sie vielfach Sitten und Moden annehmen; namentlich das Sattelzeug, die Nogaika (kurze Pferdepeitsche), die Burka, die mit Silber besetzten Riemen, was Alles bei den Kabardinern besser hergestellt wird. Sie nennen die Lesghier, ihre Nachbarn im Süden, Ssóli; die Kumyken aber Gumyken. Ihre Erzählungen, Sagen, Ueberlieferungen tragen alle den Charakter, dass alle jungen Männer Helden sein müssen. Die Weiber verrichten alle Arbeiten im Hause und auf dem Felde, ausser dem Mähen des Heues; auch holen sie kein Holz aus dem Walde Walde und ackern nicht; das Korn schneiden sie mit einer gewöhnlichen Sichel. — Wenn kein Mann im Hause ist, so bitten sie zur Feldarbeit um fremden Beistand, der ihnen ohne Entschädigung gewährt wird. Die Gastfreundschaft ist sehr entwickelt, so dass bei Armuth alles Nothwendige von den Nachbarn zusammengetragen wird, um den Gast zu bewirthen. Die Familien bleiben möglichst beisammen; es erscheint ihnen verächtlich, sich abzutheilen, obwohl es jetzt öfter vorkommt; der jüngere Bruder darf nicht früher heirathen als der ältere. Der Wohlstand hat sich seit Beendigung des Krieges gegen die Russen (1859) wesentlich gehoben; man findet bessere Wohnhäuser, Kleider, Einrichtung und Nahrung. Der russische Ssamowár (Theekessel mit Kohle geheizt) kommt häufig vor, zur Bereitung des Thees, sowle von Kartoffeln, Gurken und Wassermelonen. Das Brod wird meist aus Mais gebacken, die flachen ossetischen und lesghischen Brode aber nur aus Weizenmehl.

Die Tschetschenzen sind im Ganzen schönere Gestalten als die Lesghier und Osseten und auch ein demokratisches Volk, das keine Stände kennt und darin wesentlich von den Tscherkessen, die überhaupt edler von Natur und Sitten sind, unterschieden. Sehr auffallend ist der so vielfach verbreitete jüdische Typus, der in Itschkerien und Auch besonders stark und fast allgemein hervortritt, während der spezifisch arabische nur selten, aber stets auffallend edel vorkommt. Aus den kurzen historischen Andeutungen und besonders aus der Verbreitung des jüdischen Glaubens unter den Chasaren, der wohl durch zahlreiche Juden eingeführt und erhalten wurde, lässt sich diese auch im Daghestan und sonst im Kaukasus auffallende Erscheinung theilweise erklären. Eigenthümlich tritt es hervor, dass besonders gebildete Tschetschenzen und höhere Befehlshaber noch aus der Zeit von Schamyl mit am meisten den jüdischen Typus zeigen, sich selbst aber als aus Scham (Damaskus) herstammend ausgeben, um ihre (vornehme) arabische Abstammung aus der Zeit der Einführung der Lehre Muhamed́s zu beweisen, die bis uḿs Jahr 1840 unter den Tschetschenzen nur sehr lauen Anhang gefunden hatte.

Aber auch in der Art zu sprechen, d. h. die Worte zu ziehen, erinnern die Tschetschenzen an Juden. Der Tschetschenze ist im Ganzen besser und geschmackvoller gekleidet als der Lesghier, dem er im Charakter, da er schlauer und listiger ist, nachsteht, obwohl solche Gesammturtheile schwer zu fällen und auszusprechen sind. Die Weiber sind hübscher und weniger bedrückt, als bei den Lesghiern, dergestalt, dass bei dem Besuch im Aul und dem ostensiblen Empfang von Seiten der Bewohner an der Flanke der Männer einige zu dem Hause gehörige Weiber standen, in welchem der Besuch erwartet wurde.

Schön und malerisch durch landschaftlich ansprechende Gebirgs — und Bergbildungen, von Flüssen durchströmt und von zusammenhängenden und einzelnen Baumgruppen durchsetzt, mit fruchtbaren, häufig durch heftige Regengüsse hinabgespülten Feldern bedeckt, sind die beiden östlichen Gebiete der Tschetschenzen, die der Auch́er und Itschkerier, auch traditionell-militarisch für die kaukasischen Kriege die reichste und interessanteste Gegend; diese wird nach Osten hin deutlich durch einen Gebirgsrücken begrenzt, der rippenartig von dem hohen und steilen Kamm nach Norden ausläuft, der den Daghestan von dem Lande der Tschetschenzen trennt; dieser Gebirgsrücken heisst Sala — (Ssala) Tau, d. h. vornehmes Gebirge. Auf dem kurzen Ostabfall dieser Gebirgsrippe zum Sulak (Ssulak) wohnen bereits Lesghier, die aber, als Tawliner oder Tawlinzen (Bergbewohner), einen etwas gemischten Typus aufweisen. Infolge der Richtung der Flussläufe nach Norden, wohin auch die kommerziellen Verbindungen nach der nördlichen Ebene und der grossen von West nach Ost, von Wladikawkas nach dem Hafen von Petrowsk und der Hauptstadt des Daghestan, Temir-Chan-Schurá, gehenden Strasse führen, ist das Eindringen nach Itschkerin und dem Lande Auch besonders leicht und belohnend, wenn man ihren vielfach gewundenen Thälern aufwärts folgend aus der Steppe durch das Gelände zu Berg — und Gebirgslandschaft aufsteigt; und hierbei machen die Erhebungen als Wasserscheiden zwischen den Flüssen meist keine besonderen Schwierigkeiten, wenn auch natürlich von Fahrwegen im europäischen Sinne des Wortes abgesehen werden muss, obwohl die zweirädrige Arba vermöge der Einfachheit ihrer Construktion viel leichter als vierrädrige Fuhrwerke durchkommt. — Wesentlich wird Itschkerien durch eine grosse und durch Naturschönheiten herrliche Strasse begrenzt, welche aus dem westlichen und Central-Daghestan über das Gebirge nahe bei Andi in das Thal des Chorotschoi führt, der im Unterlauf Bjelaja heisst und in die Ssunsha fliesst. Diese Strasse führt weiterhin nach Grozny, einem Verwaltungscentrum und früheren wichtigen Militairposten; an ihr liegt in beinahe 1000 Meter Höhe Wedén (Wedenó), die letzte Residenz Schamyĺs, in einem länglichen, von waldigen Höhen romantisch eingefassten Thale. Wer nicht grossartige Naturschönheiten, aber schöne, ansprechende und durch Berge, Gewässer und Wald interessante und wechselvolle Landschaftsbilder sucht, der wird auf Ritten durch diese Gegenden reich belohnt. Selten schroff ist in Natur und Erhebung der plötzliche, ganz unvermittelte Gegensatz zwischen dem grauen, rauhen und todten Felslande des Daghestan und dem grünen, milden und lebensvollen Itschkerien; beide sind nur durch einen hohen Scharfen Gebirgswall getrennt, zu dem Itschkerien und Auch das davorliegende bewachsene Glacis bilden.

Die oben erwähnte, südlich vom Terek von West nach Ost führende Strasse läuft in der Ebene unmittelbar längs des Fusses dieses Glacis, und wenn der Terek den Vorgraben darstellt, so war er zugleich die erste russische Hauptangriffslinie und Parallele, längs welcher die Linienkasaken angesiedelt wurden, welche die Tschetschenzen von Norden und Westen her, von der Ssunsha, einengten. Die nächste Angriffsparallele gegen sie lag dann südlicher, am Fusse des eben erwähnten Glacis, an dem Austritt der Flüsse aus dem Berggebiet, bezeichnet durch die heute noch vorzugsweise, ja theilweise ausschliesslich eine militarisch-polizeiliche Bedeutung hebenden Ortschaften, Stabsquartiere genannt, da Regimentsstäbe hier lagen und liegen: Tschir-Jurt, Chassaw-Jurt, Gersel-Aul und westlicher am Argun Wosdwischenskaja.

Wedén und früher Dargo, nahe östlich davon, wie auch früher schon Achulgo, waren die zeitweisen Residenzen Schamyĺs, und wurden deshalb zu spezifischen Angriffsobjekten für russische Kriegsoperationen gewählt, deren Unhaltbarkeit im Prinzip und daher nicht entsprechende Ausführung, bei der die aufgewendeten Mittel und Opfer in gar keinem Verhältnisse zu dem zu theuer erkauften Erfolge standen, mehrfach deutlich zu Tage trat. Jede Uebertragung von Begriffen, die ihren Ursprung der Kombination, der Reflektion verdanken, darf nur statt haben und kann nur erfolgreich sein, wenn die Grundbedingungen, die zu ihnen führten, dieselben oder sehr ähnliche sind. Wenn in Europa die Eroberung und Besitznahme der Hauptstadt eines feindlichen Landes meist den entscheidensten Wendepunkt des Krieges bezeichnet und als Hauptziel ińs Auge gefasst werden muss, so konnte solches, ganz abgesehen von der Kleinheit der Verhältnisse nach Lokalotät und Macht, hier im Daghestan und der Tschetschna während der Kriege gegen Schamyl durchaus keine Stelle finden, obwohl man wiederholt glaubte, dass mit dem Falle seiner Residenzen gar keine politische oder strategische Bedeutung hatten. Ob Schamyl mit seinen in tiefster Armuth lebenden Stämmen zeitweilig oder dauernd hier oder dort seinen Wohnsitz aufschlug, von dem aus er herrschte und die Operationen leitete, war vollständig gleichgültig. Eine Ortschaft, ein Felsennest war wie das andere und hatte spezifisch gar kleine besondere Bedeutung; sie war nur der zeitweilige Lagerplatz, die Lagerstätte für Schamyl, der mit seinen Müriden (von ihm gewählten, zuverlässigsten, ergebensten, energischsten und gewandtesten jungen Männern) über Alles und wachte, denen er zugleich religiöses Oberhaupt war. — Die Orte selbst boten dazu nichts und konnten nichts dazu bieten, sie hatten gar keinen Vorzug noch Bedeutung vor andern voraus und wurden nur je nach den gerade herrschenden Umständen gewählt. Anders war es mit der letzten Residenz Schamyĺs, Wedén; hier aber lagen die früheren Residenzen glaubte man mit dem Fall derselben Schamyĺs Herrschaft zu stürzen, vergass aber, dass nicht der Ort seine Herrschaft begründete, sondern dass dies nur seine Person war und es auf diese allein ankam, ganz gleichgültig, wo sie sich aufhielt und von wo sie wirkte. Nachdem der Statthalter des Kaukasus, Fürst Barätinski, eine durch Menschenkenntniss, europäise Bildung und Kultur, durch Geburt und Erziehung, Persönlichkeit und Charakter, selten vornehme und ächte Soldatennatur, in richtiger Erkenntniss der Sachlage durch Erfahrung und Kampf Schamyĺs Fall wenige Jahre zuvor schon berechnend vorausgesehen hatte, schloss er ihn in dem ihm untergebenen Gebiete immer mehr ein und liess ihm nur Wedén als letzte Residenz, da Schamyl, obwohl selbst ein Daghestaner, und vom Daghestan ausgehend in Gewalt und Operationen, doch der Tschetschna hauptsächlich bedurfte, sowohl deren militairischer wie strategischer Hülfe, als auch ihrer materiellen Mittel wegen, die der arme Daghestan nicht dauernd liefern konnte. So fiel auch mit der letzten Veste in der Tschetschna, Weden, plötzlich und vollständig seine ganze Macht und sein ganzer Einfluss.

Es handelte sich also bei Weden nicht um Schamyĺs Residenz, sondern um Schamyl selbst und in erster Linie um sein letztes Gebiet und seine Macht bei den Tschetschenzen. Wenn einige Monate später sich Schamyl im Daghestan dem Fürsten Barätinski ergab, bereits als machtloser Flüchtling, so war sein Fall und das Ende des Krieges im östlichen Kaukasus doch mit der Einnahme von Weden besiegelt gewesen.

Weden in beinahe 1000 Meter Meereshöhe ist, wie die meisten tschetschenischen Ortschaften, von denen es sich gegenwärtig durch militairische und administrative Baulichkeiten wesentlich unterscheidet, eine von Fruchtgärten und sonstigen Bäumen umgebene und besetzte Ortschaft, wie überhaupt die tschetschenischen Dörfer etwas Freundliches, Ansprechendes haben, besonders im Gegensatz zu den Felsennestern und Steinbauten, oder richtiger Kasten, des Daghestan. Die Häuser sind mehr aus Lehm und Holz erbaut, nur haben die meisten noch die flachen ächt-orientalischen Dächer, die ausserordentlich nützlich gegen Feuersgefahr sind, sonst aber, besonders bei anhaltendem Regen, manches zu wünschen übrig lassen.

In der Umgegend von Weden wurden Knochenreste eines vorweltlichen Thieres gefunden, die sich bei näherer wissenschaftlicher Untersuchung in Petersburg und Berlin als Thiele von den Kiefern eines Fisches erwiesen, der zur Gattung der Wale gehört und etwa die Länge von mehr als drei Meter haben musste.

Wähernd des letzten Krieges der Russen in der Türkei und Kleinasien hatten sich die Tschetschenzen, besonders aber die Lesghier, empört und einen Aufstand gemacht, der natürlich keinen dauernden Erfolg oder politische Bedeutung gewinnen, immerhin aber viel lokales und persönliches Unheil anrichten konnte; der Aufstand wurde ohne besondere Folgen bald erstickt, hielt aber zwei russische Infanterie-Divisionen dauernd fest und verursachte manchen Schaden im Daghestan. Da es an einem einsichtsvollen und energischen Führer den Aufständischen fehlte, so wurde er planlos und mit vollster Unkenntniss der Verhältnisse unternommen, obwohl Viele sich von ihm hinreissen liessen, die noch unter Schamyl gewisse Stellungen eingenommen hatten. — die Civilverwaltung hat in der Tschetschna seit einigen Jahren grosse Fortschritte gemacht, wenn auch das vielleicht etwas zu früh eingeführte Institut der Friedensrichter, das den Asiaten im Kaukasus ein ganz fremder Begriff ist, nicht verhindert hat, dass in der Tschetschna, selbst an der Poststrasse im Norden und bei den Inguschen, in unmittelbarer Nähe von Wladikawkas, Raubanfälle und Ueberfälle vorkommen. Bei seiner ausserordentlichen Fruchtbarkeit und der bald das Land im Norden begleitenden Eisenbahn von Wladikawkas nach Petrowsk ist demselben bei genügender Besiedlung und entsprechender Administration eine schöne, blühende Zukunft mit Bestimmtheit vorherzusagen.

Südlich von Grosny, das ein rechter Fieberort ist, den Argun aufwärts über Wosdwischenskaja hinaus, wie überhaupt auf der ganzen Ebene von Wladikawkas nach Petrowsk, liegen viele Kurgane, die hier sich vorzugsweise auf einer höher gelegenen Stelle nahe dem Argun finden. In der Umgegend von Wosdwischenskaja giebt es deren über hundert verschiedenster Grösse bis zu vielen Metern hoch, so dass auf ihnen theilweise Wachtposten etablirt sind.

Die Ausgrabungen einiger Kurgane ergaben nichts Besonderes, sie enthielten einige Stück Eisen und Messer. Nach der Aussage der Tschetschenzen sollen sie von Kalmyken herstammen. Weiter aufwärts nach Schatoi, wo sich Thürme finden, läuft ein schon in alter Zeit benutzter Weg über das Gebirge nach Grusiern her zur Vertheidigung gegen Einfälle von Norden.

Оглавление

* * *

Приведённый ознакомительный фрагмент книги Кавказ и Чечня – обозрение европейских ученых. Kaukasus und Tschetschenien. Ein Überblick der europäischen Wissenschaftler предоставлен нашим книжным партнёром — компанией ЛитРес.

Купить и скачать полную версию книги в форматах FB2, ePub, MOBI, TXT, HTML, RTF и других

Смотрите также

а б в г д е ё ж з и й к л м н о п р с т у ф х ц ч ш щ э ю я