Время Анны Комниной

Андрей Юрьевич Митрофанов, 2021

Монография посвящена отражению царствования Алексея I (1081–1118) и его эпохи в «Алексиаде» – главном сочинении его дочери Анны Комниной (1083–1153/1154), ставшем ее своеобразным политическим завещанием племяннику императору Мануилу I Комнину, и, в то же время, оппозиционным манифестом, направленным против его пролатинской политики. В монографии ставится вопрос о возможном монгольском происхождении династии Великих Сельджукидов. Также подробно исследуются фрагменты «Алексиады», посвященные феномену византийского самозванчества, воспринятого русской политической культурой и проявившегося в период Смутного времени. В книге исследуется состояние описанных Анной армии Византийской империи и норманских отрядов. Делается вывод о латинизации византийской военной аристократии в эпоху императора Алексея I Комнина. Рекомендуется преподавателям и студентам богословских и светских вузов, а также всем интересующимся историей Византии. В формате PDF A4 сохранен издательский макет книги.

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Conspectus

Das Buch „Das Zeitalter von Anna Komnene“ von A. Yu. Mitrofanov widmet sich der Reflexion über die Regierungszeit von Kaiser Alexios I. (1081–1118) und seiner Ära im Hauptwerk seiner Tochter Prinzessin Anna Komnene (1083–1153/1154), welches als „Alexiade“ bekannt ist. Wie der prominente Byzantinist und Kunsthistoriker Hans Belting feststellte, wurde Kaiser Alexios I. von Anna Komnene als „lebende Ikone“[16] dargestellt. Allerdings weist A. Yu. Mitrofanov nach, dass trotz des Wunsches von Anna Komnene, eine lobende Biographie ihres Vaters zu schreiben, die „Alexiade“ in Wirklichkeit den Genre-Rahmen des Panegyrischen weit übertrifft und zu einem Spiegel jener Ära geworden ist, deren Schicksal die Herrschaft von Kaiser Alexios I. weitgehend bestimmt hat. Anna Komnene schrieb die „Alexiade“ dreißig Jahre nach dem Tod ihres Vaters und dem erfolglosen Versuch eines Palastputsches, der Anna Komnene zu einem ehrenvollen Exil im Kloster des Allerheiligsten Theotokos der Gnade „Kecharitomene“ führte. Dort schrieb die Prinzessin die „Alexiade“ während der turbulenten Regierungszeit ihres Neffen, des Kaisers Manuel I. Komnenos (1143–1180), der auf Kosten unglaublicher Anstrengungen versucht hatte, das Byzantinische Reich zu einer militärischen und politischen Hegemonie zu führen, wie es das Byzantinische Reich in der Ära von Kaiser Justinian I. dem Großen (527–565) und Kaiser Basilius II. dem Bulgarentöter (976-1025) war. Nach A. Yu. Mitrofanov, war die „Alexiade“, geschrieben von Anna Komnene um 1146–1148, eine Art politisches Testament byzantinischer Aristokratie der Komnenen für ihren Neffen in der kaiserlichen Familie und gleichzeitig ein Oppositionsmanifest, das sich gegen dessen pro-lateinische Politik gerichtet hatte. Nach A. Yu. Mitrofanov war es die Kombination einer Biographie, einer historischen Chronik und eines aktuellen politischen Manifests, welche Anna Komnenas „Alexiade“ zu dem Buch machte, das Karl Krumbacher zu Recht als „das Beste historische Werk, das uns das Mittelalter hinterlassen hat“ bezeichnete»[17]. Wie A. Yu. Mitrofanov erwähnt, finden einige der von Anna Komnene beschriebenen Hofintrigen, insbesondere die romantische Beziehung der Kaiserin Maria von Alania und Alexios Komnenos, Parallelen im Werk des seldschukischen Dichters Fakhroddin Gorgani (11. Jahrhundert), welcher auf Persisch schrieb und sich laut V. F. Minorsky auf den verloren gegangen Parthischen Ritterroman stützte[18].

Wie A. Yu. Mitrofanov zeigt, hat Anna Komnene, als Zeitgenossin, nicht nur eine Galerie von Porträts prominenter Vertreter der byzantinischen Kaiserdynastien geschaffen, wie das Porträt ihres Vaters, des Kaisers Alexios Komnenos, desgleichen ihrer Mutter, der Kaiserin Irene Dukena, ihrer Großmutter, Anna Dalassena, sowie der Mutter ihres Verlobten, das heißt, ihrer Schwiegermutter, der Kaiserin Maria von Alania, sondern als Historikerin hat sie auch eine Reihe von ethnographischen und politischen Problemen skizziert, mit denen das Byzantinische Reich am Ende des 11. Jahrhunderts konfrontiert wurde. Eines dieser Probleme war das Aufkeimen der Macht der Großen Seldschuken, die unter dem „Bunchuk“, der Standarte der Sultane Tughrul-beg (1038–1063), Alp-Arslan (1063–1072) und Malik Schah (1072–1092) Khorasan, Iran und weite Gebiete vom Mittelmeer bis nach Kaschgaria, vom Kaukasus bis zum Jemen eroberten. Obwohl das Ergebnis der seldschukischen Eroberungen das Erscheinen der Seldschuken im byzantinischen Kleinasien sowie die rasche Eroberung der Halbinsel zur Folge hatte, drängten die Fehden zwischen dem großen Sultan Malik Schah und den anatolischen Seldschuken den Kaiser Alexios Komnenos in ein Bündnis mit Malik Schah gegen das Sultanat Rumia. Darüber hinaus hatte Alexios Komnenos bereits während des Krieges gegen Roussel de Bailleul die Hilfe der Seldschuken in Anspruch genommen, als Roussel de Bailleul, ein rebellischer normannischer Ritter im Jahr 1074 versucht hatte, auf den Gebieten des alten byzantinischen Themas der Armeniaken sein eigenes Fürstentum zu errichten.

A. Yu. Mitrofanov wirft die Frage nach einer möglichen mongolischen Herkunft der Großen seldschukischen Dynastie im Lichte des militärischen und politischen Einflusses des Khitan Liao-Reiches in Turkestan auf neue Weise auf und führt für diese Annahme interessante Argumente an. Eines dieser Argumente ist die These des Autors von einem, für die sowjetische Orientalistik charakteristischen, bewussten Ignorieren der Rolle des mongolischen Faktors in der Geschichte Zentralasiens, ist. Diese These des Autors basiert insbesondere auf der Forschung des exzellenten Archäologen, Ethnographen und Künstlers M. V. Gorelik. Ein weiteres Argument von A. Yu. Mitrofanov ist die originelle Annahme eines literarischen Einflusses des „Shahnameh“ von Abulkasim Firdausi auf die Geschichte Seldschuks aus dem „Malik-nameh“. Dieses ist ein seldschukisches Epos des XI. — XII. Jahrhunderts, ein Epos, das dank der Arbeit von Mirkhond und einigen anderen spätöstlichen Historikern in Fragmenten erhalten geblieben ist. A. Yu. Mitrofanov bezieht sich für diese bemerkenswerte Entdeckung des Weiteren auch auf die Werke von G. V. Wernadskij, der die Ausbreitung des Christentums unter einigen mongolischen Stämmen im XI. — XII. Jahrhundert feststellt. Der Autor A. Yu. Mitrofanov vergleicht dieses Phänomen der Ausbreitung des Christentums unter einigen mongolischen Stämmen mit der Hypothese des christlichen Bekenntnisses einiger Söhne von Seldschuk, insbesondere seines Sohnes Mikail.

Des Weiteren untersucht A. Yu. Mitrofanov auch diejenigen Fragmente der Arbeit von Anna Komnene im Detail, welche dem Phänomen der sogenannten byzantinischen Usurpatoren Kaiser gewidmet waren. Nach A. Yu. Mitrofanov war eines der ersten Beispiele eines solchen Usurpators das Erscheinen des Usurpators am Ende der Regierungszeit von Kaiser Leo III. dem Isaurier (717–741). Jener Pseudo-Tiberius Pergamenus hatte sich zum überlebenden Sohn von Kaiser Justinian II. Rhinotmetos (685–695, 705–711) erklärt. Dieser Sohn Justinians II. hieß Tiberius und ist 711 im Kindesalter von elf Jahren vor den Augen seiner Großmutter, Kaiserin Anastasia, ermordet worden. Gestützt auf die Forschungen von Paul Speck und von anderen von A. Yu. Mitrofanov zitierten Forschern[19] stell. Mitrofanov die folgende Hypothese auf, dass die hypothetische Geschichte „Das Leben Leo“ (*Vita Leonis) über den Mord an dem kleinen Tiberius, jene Geschichte, welche in der „Chronographie“ von Theophanes Confessor reproduziert worden war, möglicherweise während der Rebellion des Pseudo-Tiberius Pergamenos interpoliert worden war, um diesen Pseudo-Tiberius Pergamenos zu entlarven.

Nach Quellen des „Dossiers“ von Georgios Synkellos — eine daraus ist, zum Beispiel, die hypothetische „Geschichte von Leo und Konstantin“ (*HL), welcher Theophanes Confessor in seiner Erzählung der byzantinischen Geschichte nach dem Jahr 718 folgt — erhielt Pseudo-Tiberius Pergamenus die Unterstützung des Umayyaden-Kalifen Hischam Ibn Abdal-Malik (723-743)[20]. Eine solche Abhängigkeit von äußeren Feinden des Byzantinischen Reiches war charakteristisch für spätere byzantinische sogenannte Usurpatoren. Deren Zeitgenossin war Anna Komnene. Deshalb untersucht A. Y. Mitrofanov konsequent im Detail die Fragmente von Anna Komnene über die Usurpatoren Pseudo-Michael und Pseudo-Diogenes I. Des Weiteren erwähnt der Autor aus den russischen Chroniken die Rebellion der Usurpatoren, des Pseudo-Diogenes II. oder „Devgenevič“, sowie die Rebellion von dessen Sohn, des Pseudo-Prinzen Vasilko Leonovič.

Pseudo-Michael war ein Schützling der Normannen und von Robertus Guiscardus persönlich; Pseudo-Diogenes I. stützte sich auf die Hilfe des Cumanischen Khan Tugorkan, während Devgenevič und der Pseudo-Prinz Vasilko die Unterstützung und offizielle Anerkennung des Großfürsten von Kiew Wladimir Monomach (1113–1125) genossen.

Wladimir Monomach liierte sich sogar mit dem Usurpator Pseudo-Diogenes II. alias Devgenevič, indem er seine Tochter Maritsa mit Devgenevič verheiratete. Deren Sohn war der Usurpator, der Pseudo-Prinz Vasilko. Aufgrund dieser von A. Yu. Mitrofanov nachgewiesenen unleugbaren historischen Fakten, erweist sich das Phänomen der byzantinischen sogenannten Usurpatoren, jenes Phänomen, das von Anna Komnene und anderen byzantinischen Historikern ausführlich dokumentiert ist, als altbekannte Strategie von Usurpatoren des byzantinischen Kaiserthrons. Es wiederholt sich in der russischen politischen Kultur. Dieser Umstand manifestierte sich viele Jahrhunderte später in der Zeit der Wirren (1605–1613) sowie während der Regierungszeit von Kaiserin Katharina der Großen (1762–1796) und beeinflusste darüber hinaus die Bildung des Phänomens der sowjetischen Führer und des sowjetischen Totalitarismus.

Des Weiteren untersucht A. Yu. Mitrofanov in seinem neuen Buch ausführlich den Zustand der Streitkräfte des Byzantinischen Reiches und der Normannen, die von Anna Komnene detailliert dokumentiert wurden, und kommt zu dem Schluss, dass die byzantinische Militäraristokratie in der Ära des Kaisers Alexios Komnenos verwestlicht wurde. A. Yu. Mitrofanov kritisiert die Ansichten einiger Forscher, die behaupten, dass Anna Komnene nicht Autorin eines Originalwerkes sei, sondern lediglich die Notizen ihres Gemahls ausgearbeitet habe, der in militärischen Angelegenheiten gut unterrichtet war. A. Yu. Mitrofanov untersucht deshalb diese Notitzen des Gemahls von Anna Komnene, Nikephoros Bryennios. Aus diesen Untersuchungen von A. Yu. Mitrofanov wird ersichtlich, dass Anna Komnene eigene unabhängige Forschungsarbeiten durchführt hat und Zugang hatte nicht nur zu den Notizen von Nikephoros Bryennios oder den Zeugnissen des Bischofs von Bari, wie Ya. N. Lyubarsky schreibt, sondern auch zu den verloren gegangen Memoiren von Georgios Palaiologos und Tatikios.

Das Buch von A. Yu. Mitrofanov „Das Zeitalter von Anna Komnene“ keine trockene wissenschaftliche Monographie ist, sondern ein Werk, das in einer lebendigen literarischen Sprache geschrieben ist. Dieses Buch von A. Yu. Mitrofanov lässt sich positiv mit vielen modernen Publikationen zur Geschichte von Byzanz vergleichen. A. Yu. Mitrofanov versucht in seinem Buch, seine Hauptheldin, die Historikerin Anna Komnene, in gewisser Weise nachzuahmen.

Ein Philosoph einmal sagte, bestimmt Gott die Länge des menschlichen Lebens, aber die Breite des Lebens wird von der menschlichen Person selbst bestimmt. Anna Komnene bestätigt diese Worte voll und ganz, denn die porphyrogeborene Prinzessin aus der byzantinischen kaiserlichen Familie hat es geschafft, eine ganze Epoche der byzantinischen Geschichte in ihrem kreativen Leben unterzubringen…

Примечания

16

Belting H. Bild und Kult, München, 1990, S. 572: In seinem Kapitel „Die Kaiser als lebende Ikonen“ zitiert Belting die ‚Beschreibung des Aussehens des Kaisers Alexios (1081–1118) und der Kaiserin Irene [sc. der Mutter von Anna Komnene] durch die Tochter Anna, die Komnenin“.

17

Krumbacher K. Geschichte der Byzantinischen Literatur von Justinian bis zum Ende des Oströmischen Reiches (527–1453). München, 1891. S. 78–81.

18

Minorsky V. Vis u Ramin: A Parthian Romance // Bulletin of the School of Oriental and African Studies. 1943–1946. Vol. XI. P. 741–763; 1947–1948. Vol. XII. P. 20–35; 1954. Vol. XVI. P. 91–92; “New Developments”. 1962. Vol. XXV. P. 275–286.

19

Speck P. Kaiser Leon III., Die Geschichtswerke des Nikephoros und des Theophanes und der Liber Pontificalis, T. I., Die Anfänge der Regierung Kaiser Leons III, Ποικίλα Βυζαντίνα 19, Bonn, 2002, S. 115–187.

20

Speck P. Kaiser Leon III., Die Geschichtswerke des Nikephoros und des Theophanes und der Liber Pontificalis, T. II., Eine Neue Erkenntnis Kaiser Leons III, T. III., Die Aπόστασις ῾Ρώμης και Ἰταλίας und der Liber Pontificalis, Ποικίλα Βυζαντίνα 20, Bonn 2003, S. 513–514.

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